Vortrag: Zum Verhältnis von Frauen und Islam

Artikel vom 17. Februar 2019

make freedom a threat again – zum Verhältnis von Frauen und Islam

Ein Vortrag mit Nantje Petersen von der Gruppe en arrêt! Berlin
08. März | 19:00 Uhr | Ort wird bekannt gegeben

Im letzten Jahr jagten sich die verschiedensten Schlagzeilen: Berichte über Frauen im Iran, die sich massenhaft gegen das Kopftuch, gegen die islamische Herrschaft zur Wehr setzten. Berichte über Frauen, die der Presse gegenüber einen Ehrenmord an der eigenen Tochter rechtfertigen. Berichte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Deshalb soll es in diesem Jahr am 08. März, dem internationalen Frauentag, um das Verhältnis von Frauen und Islam und somit auch um genau diese Diskrepanz gehen. Zu Gast ist die Referentin Nantje Petersen von der Gruppe en arrêt! aus Berlin zum Thema „make freedom a threat again – zum Verhältnis von Frauen und Islam“:

„In der Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Frauen im und zum Islam bleibt die Diskrepanz zwischen Naivität, Religiosität und Fundamentalismus nicht die einzige; vielmehr scheint sich das Verhältnis entlang multipler Widersprüche wie jenen zwischen Freiwilligkeit und Zwang, Allmacht und Ohnmacht sowie der Trias von Freiheit, Unterwerfung und Unterdrückung zu konstituieren. Die Differenz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung überrascht dabei ebenso wenig wie diejenige zwischen universalistischen und identitätspolitischen Positionen.
Der Vortrag wird auf Grundlage empirischer Daten und theoretischer Überlegungen den Fragen nachgehen, warum der Islam für Frauen attraktiv und Frauen für den Islam relevant sind. Hierzu werden die für Mädchen und Frauen bedeutsamen Motive in der Radikalisierung und Auseinandersetzung mit dem Islam nachgezeichnet, um sich den Positionen und Strategien der Djihadistinnen und ihren hiesigen Apologetinnen annähern und abschließend der Frage nachgehen zu können, warum eine Kritik an dieser Ideologie von kulturrelativistischer und (queer-)feministischer Seite verunmöglicht wird.“

www.facebook.com/enarret
www.raccoons.blogsport.de

PM: Erste muslimische Kindertagesstätte in Kassel – zusammen mit Islamisten?

Artikel vom 12. März 2018

Wie die Hessisch-Niedersächsische Allgemeine (HNA) am 05. März verlauten ließ, will eine islamische Elterninitiative mit dem Namen „Muslimischer Förderverein für Erziehung, Bildung und Integration“ (Mebi) eine islamische Kindertagesstätte in Kassel eröffnen.
Für Frau Proetel vom „Dachverband der Kindertagesstätten in Kassel“ ist eine religiöse Beeinflussung in der frühkindlichen Erziehung wohl unproblematisch und so stellt für sie auch eine islamische Kindertagesstätte erst einmal kein Problem dar.
Der Verein hat dem städtischen Jugendamt laut HNA ein pädagogisches Konzept vorgeschlagen, an dem nichts auszusetzen sei. Einen Kontakt konnte die lokale Zeitung jedoch selbst nach mehrfacher Anfrage nicht herstellen, ein Grund zur Beunruhigung?

Islamist sitzt mit am Tisch
Uns liegen Informationen vor, dass auch der Imam Mahmoud Abdulaziz Gründungsmitglied des Vereins Mebi ist.

Mahmoud Abdulaziz (mitte)

Abdulaziz ist Imam im „Islamischen Zentrum Kassel“ (IZK), das in der Josephstraße 5 im Kasseler Stadtteil Wesertor ansässig ist . Das IZK stand im Jahr 2012 im Zuge der salafistischen „Lies!“-Kampagne in der Öffentlichkeit: in den Räumlichkeiten des IZK wurden die dezidiert salafistischen Koranexemplare, die bei den bekannten Straßenaktionen verteilt wurden, gelagert. Die HNA berichtete. Dies ist ein Grund, warum das IZK vom hessischen Verfassungsschutz beobachtet wird.
Erst nach der öffentlichen Debatte versuchte das IZK seinen Ruf zu retten und distanzierte sich offiziell von der Verteilaktion der „Lies!“-Kampagne unter dem Vorwand, nicht von dem salafistischen Hintergrund zu wissen und bestreitet sogar Verbindungen ins salafistische Milieu. Ein mehr als fadenscheiniges Argument, wenn man von der Größenordnung und dem Bekanntheitsgrad der Kampagne besonders innerhalb der Community weiß.
Demgegenüber steht die Aussage des „Emir“ (Befehlshaber, in diesem Fall so etwas wie Vorgesetzter) der Kassler „Lies!“-Zelle, der im Jahr 2013 und damit ein Jahr nach der offiziellen Distanzierung des IZK, von einem Kader der salafistischen Kampagne zur Einstellung der Moscheen gegenüber der Aktion befragt wird. Er spricht davon, dass die Aktionen zuvor in den Moscheen selbst stattgefunden hätten und dass diese dem Ganzen positiv gegenüberständen, lediglich wegen des öffentlichen Drucks könnten die Moscheeräumlichkeiten nicht mehr von der „Lies!“-Kampagne genutzt werden. (Video findet sich am Ende dieses Beitrags, ungefähr ab Minute 3:45)

Ein Bild von 2014, das bei einer Koran-Schulung in den Räumlichkeiten des IZK aufgenommen wurde, zeigt den „Emir“ der Kasseler Zelle zusammen mit dem Imam Mahmoud Abdulaziz und dem Vorsitzenden des Zentrums, bei dem der „Emir“ etwas von Abdulaziz übergeben bekommt. Von keiner Verbindung kann bei diesem Bild keine Rede sein und es untermauert viel eher die beschriebene Aussage des „Emir“.

„Islamisierung des Bildungssystems“
Wie es um das Thema Erziehung beim „Islamischen Zentrum Kassel“ bestellt ist, zeigt sich in einem Online-Seminar, das beim IZK absolviert werden kann. Der bekannte islamistische Hassprediger Bilal Philips gründete auch wegen Einreiseverboten in einige Staaten eine „Islamic Online University“. Diese bietet unter anderem ein Seminar zu Erziehung, das auf eine „Islamisierung des Bildungssystems“ zielt und die säkulare Bildung durch eine islamische ersetzen will.
Ein ähnliches Ziel legt die 1928 in Ägypten gegründete und mittlerweile global agierende Muslimbruderschaft an den Tag, die in ihrem Gründungsland nach dem Umsturz von 2013 verboten wurde. Daraufhin hat sich das sogenannte „Rabia“-Zeichen – ein abgeknickter Daumen und vier gestreckte Finger – als Solidaritätszeichen für das ägyptische Chapter der Muslimbruderschaft etabliert. Abdulaziz hat im Jahr 2013 Werbung für eine Demonstration in Frankfurt am Main gegen den Militärputsch in Ägypten gemacht, auf der auch das Solidaritätszeichen der Bruderschaft prangt.

Man sieht also, dass man die Erziehung von Kindern nicht in die Hände von Islamisten des „Islamischen Zentrum Kassel“ legen sollte. Wenn solche Personen als Gründungsmitglieder am Tisch sitzen, erklärt dies eventuell, warum die Kita-Initiatoren nicht mit der HNA sprechen wollen.

Link zum Video

Down with Islamic Fascism!

Artikel vom 09. März 2018

Ob in Teheran oder den islamisierten Vierteln Europas: Kampf für Frauenrechte bedeutet Kampf dem politischen Islam und seinen Kollaborateuren jedweder Couleur!

Afrin, Ankara, Kassel – die ideologischen Wellen der „Operation Olivenzweig“

Artikel vom 22. Februar 2018

Bereits seit dem 20. Januar greift die Türkei Stellungen der „kurdischen Volksverteidigungseinheit“ YPG in der Enklave Afrin, Syrien an. Mobilisiert wurde für die sogenannte „Operation Olivenzweig“ jedoch nicht nur innerhalb des türkischen Militärs, Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist darauf bedacht, die gesamte türkische Gesellschaft zur Verfechterin seiner Sache in Afrin zu machen. Denn in der „Operation Olivenzweig“ geht es nicht nur gegen das Bestreben der YPG, – Schwesterorganisation des türkischen Erzfeindes PKK – in der demokratischen Föderation Nordsyriens, Rojava, südlich der türkischen Grenze eine säkulare und demokratische Gesellschaft aufzubauen. Es geht vielmehr auch darum, Nationalismus und innere Einheit, sowie das Bedürfnis nach türkischer Expansion, ganz in der Tradition des osmanischen Reichs, zu befriedigen. Burak Bekdil beschreibt die derzeitige Stimmung in der Türkei wie folgt: „Die Schlagzeilen der türkischen Presse spiegeln die ganze Bandbreite einer ruhmsüchtigen, eroberungslustigen Stimmung, in der sich neo­osmanischer Nationalismus mit politischem Islam vereint.“[1] Besagte Schlagzeilen sind beispielsweise „Das Militär schlägt zu, die Türkei erhebt sich“, „Niemand kann die türkische Nation bezwingen“ oder „Muslime beten in Mekka für den Sieg der Türkei in Afrin“. Es wird deutlich: Der nationale Stolz, wie so häufig eng verwoben mit islamischer Identifikation, treibt derzeit die türkische Offensive in Afrin voran. Und wer im türkischen Vormarsch nicht mitzieht und den ausgeprägten Nationalgedanken und den gesellschaftsstrukturierenden Islam nicht annimmt oder einfach die Angriffe auf Kurdinnen und Kurden missbilligt, wird zum „Landesverräter“ stigmatisiert und durch Erdoğans Repressalien schnell zum Schweigen gebracht.
Nicht nur die Einwohnerinnen und Einwohner der Türkei bekommen die Wogen der neo-osmanischen Bestrebungen zu spüren, die Afrin derzeit aufwühlt. Auch türkische Communities in Deutschland lässt die „Operation Olivenzweig“ nicht kalt: So rief die Religionsbehörde Diyanet, mit Hauptsitz in Ankara, die ihr unterstellten Moscheen auf, für den türkischen Sieg zu beten. Dem kam auch der deutsche Moscheenverband DİTİB nach, weshalb derzeit in Deutschland von vielen türkischstämmigen Muslimen für den „heiligen Krieg“ gegen die „ungläubigen Kurden“, die „Kollaborateure der postmodernen Kreuzzügler und der Zionisten“ gebetet wird.[2] So berichtete die Hessenschau erst kürzlich von einem Imam im hessischen Stadtallendorf nahe Marburg, der in seinen Gebeten um Seelenheil für die Kämpfer des Islam bat: „Er betete, Gott möge der ruhmreichen Armee im ruhmreichen Kampf helfen. Gott möge die Seelen der Gefallenen segnen, die für die Heimat und den Islam gekämpft hätten.“[3] Ähnliche Gebete waren dieser Tage in den Moscheen der DİTİB in Deutschland vermutlich vielfach zu hören.
Auch in Kassel gab es innerhalb der türkischen Community Statements und Erfolgsbekundungen zur „Operation Olivenzweig“. Die Anhängerschaft der DİTİB-Moschee Kassel Stadt offenbarte erst kürzlich ihre politische Gesinnung. Als Demonstrantinnen und Demonstranten, die sich mit der Verteidigung Afrins solidarisierten, auf der nahegelegenen Holländischen Straße vorbei zogen, posierten mehrere Personen vor der Moschee und zeigten als faschistisch einzuordnende Symboliken; Darunter den „Wolfsgruß“, das Erkennungszeichen der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ und das „Rabia-Zeichen“, das Bekenntnis zur islamistischen Muslimbruderschaft.[4] Der Hodscha, der islamische Gelehrte rechts im Bild, toleriert die faschistische Symbolik, mit denen die Demonstrierenden „gegrüßt“ werden, sichtlich unbeeindruckt.

Bilder vor der DİTİB-Moschee im Kasseler Westring

Die der DİTİB ideologisch nahestehende „Union Europäisch-Türkischer Demokraten“, die europäische Lobbyorganisation der AKP, hat sich ebenfalls öffentlich, wenn auch weniger offen radikal, zum Thema Afrin positioniert. Die UETD-Kassel fordert in einem mehrsprachig verfassten Beitrag auf Facebook Unterstützung für die militärische Offensive:
„Die Operation Olivenzweig des türkischen Militärs wurde von Anfang an mit Verbündeten und benachbarten Ländern offen und transparent kommuniziert. Diese Operation hat Frieden und Stabilität zum Ziel. Wir fordern die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Operation Olivenzweig zu unterstützen, sich gegen den Terror zu stellen und sich solidarisch mit der örtlichen Bevölkerung und der Türkei zu zeigen“

Das Ganze wird durch Anti-Terror-Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates, PKK und PYD werden dazu in eine Reihe mit der Terrororganisation „Islamischer Staat“ gestellt, und den Schutz der NATO-Außengrenzen zu legitimieren versucht. Während kurdische Streitkräfte Zivilisten als Schutzschilde verwendet haben sollen, sei das türkische Militär ganz darauf bedacht, Zivilisten zu verschonen und ausschließlich Terroristen, nicht jedoch Minderheiten, anzugreifen, so die UETD.
Auch eine Moschee im Kasseler Franzgraben, zugehörig zu einem radikalen Dachverband türkisch-islamischer Kulturvereine, der ATİB, äußerte sich zum Thema Afrin. Auf der Facebook-Seite lässt man verlauten, dass auf einen Sieg der „Helden in Afrin“ gehofft und aus diesem Anlass ein Morgengebet in der Moschee gesprochen werde. Die „Operation Olivenzweig“ wird offenbar auch in diesem Fall zu einem heiligen Krieg verklärt, der der Fürbitte bedarf.

Der dschihadistische Charakter der türkischen Mobilisierung wird noch deutlicher:
Der Vorsitzende des Kasseler „Verbands der türkischen Kulturvereine in Europa“, kurz ATB, schreibt auf Facebook von „Märtyrern in Afrin, Kilis und Hakkari“. Er erbittet Gottes Erbarmung und die Aufnahme der besagten Märtyrer ins Paradies sowie die Bestrafung der Feinde durch Gott. Der nationalistisch-islamistische Charakter des Kulturvereins, welcher der türkischen „Partei der großen Einheit“, der BBP, ideologisch nahesteht, wird hier wieder einmal deutlich. Die Anhängerschaft von Verband und Partei ist der faschistischen Bewegung der bereits erwähnten „Grauen Wölfe“ zuzuordnen.

Nicht nur der Vorsitzende der ATB, auch der Vorsitzende der Kasseler ADÜTDF, der sogenannten „Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland“, teilt Inhalte der ideologischen Anhängerschaft der „Grauen Wölfe“ auf Facebook. Zu sehen sind dort unter anderem türkische Soldaten, die, wie die eingangs genannten DITIB-Anhänger, den „Wolfsgruß“ zeigen.

Diese Vielzahl von nationalistischen sowie islamistischen Ausfällen bleibt in Kassel jedoch zumeist, sowohl von der Lokalpolitik, als auch von radikalen Linken, unbeachtet. So „engagieren“ sich drei der fünf genannten Organisationen, nämlich DİTİB Kassel Stadt, ATİB und ATB, im städtischen Rat der Religionen. Das Vertreten von neo-osmanischen Bestrebungen, die schlicht als faschistisch bezeichnet werden müssen, scheint dem Motto der Organisation – „Rat der Religionen – Entdecken was verbindet – Brücken bauen – Frieden leben“ – offenbar nicht gravierend genug entgegenzustehen.[5]

Für uns bleibt es also dabei: Solidarität mit Afrin heißt türkischen Faschismus zu bekämpfen, ob in Kassel oder anderswo!

Raccoons, Februar 2018

[1] Burak Bekdil, Beten für den Süpersieg: https://jungle.world/artikel/2018/05/beten-fuer-den-suepersieg (Zuletzt zugegriffen am 12.02.18).

[2] Anmerkung: Erdoğan sprach vom postmodernen Kreuzzug gegen Muslime, Kurdinnen und Kurden seien Söldner christlicher Imperialisten. Nachzulesen in Ali Ertan Toprak, Militäroffensive auf Afrin. Ein „heiliger“ Krieg gegen die Kurden: http://www.zeit.de/2018/07/militaeroffensive-afrin-tuerkei-syrien-kurden-heiliger-krieg (Zuletzt zugegriffen am 12.02.18).

[3] Volker Siefert, Gut gegen Böse? Imam in Ditib-Moschee betet für türkische Armee: http://www.hessenschau.de/gesellschaft/imam-in-ditib-moschee-betet-fuer-tuerkische-armee,kriegsgebet-100.html (Zuletzt zugegriffen am 12.02.18).

[4] Zur politischen Einordnung der benannten Gruppierungen und der gezeigten Zeichen, sei als Einstieg das Buch von Emre Arslan „Der Mythos der Nation im transnationalen Raum – Türkische Graue Wölfe in Deutschland“ empfohlen.

[5] Internetseite des Kassler Rat der Religionen: http://rat-der-religionen-stadt-kassel.de/ (Zuletzt zugegriffen am 20.02.18)

Islamische FaschistInnen in der Nachbarschaft geoutet

Artikel vom 28. August 2017

Gestern haben wir 600 Flugblätter in deutscher und türkischer Sprache in der Nachbarschaft des „Verband der türkischen Kulturvereine in Europa“ in der Bunsenstraße 73a verteilt.

„Liebe NachbarInnen,

in der Bunsenstraße 73a betreibt der „Verband der türkischen Kulturvereine in Europa“ – abgekürzt ATB – ein Vereinsheim, verbunden mit einer angrenzenden Moschee.
Der harmlos klingende Dachverband ist die europäische Organisation einer islamistisch-nationalistischen Partei in der Türkei, der „Büyük Birlik Partisi“ (auf deutsch: „Partei der großen Einheit“); einer Partei, deren AnhängerInnen in der Türkei sogar politische Morde zugerechnet werden. Ganz aktuell organisierte eine der Partei nahe Bewegung eine Demonstration wegen der israelischen Sicherheitsmaßnahmen auf dem Tempelberg. Dabei wurde versucht die Synagoge in Istanbul zu stürmen. Das Vereinsheim in Kassel ist nach dem Vorsitzenden der Partei Muhsin Yazıcıoğlu benannt und das Logo der BBP prangt auf dem Namensschild.
Entstanden ist die Partei in den 1990er Jahren als eine Abspaltung der türkischen „Partei der nationalistischen Bewegung“. Die türkische Partei BBP und auch der europäische Ableger ATB betonen im Gegensatz zur „Partei der nationalistischen Bewegung“ viel stärker islamische Elemente. Auf einer Internetseite der Jugendabteilung des ATB wird der islamistische Nationalismus der Organisation deutlich. In einer kurzen Schrift hieß es 2004: „Ich schwöre auf Gott, Koran, Vaterland, Nation, Fahne und Waffe… Unsere Märtyrer und Veteranen sollen sicher sein. Wir, als die Ülkücüs [türkisch: Idealisten – eine Selbstbezeichnung türkischer NationalistInnen]1 von Nizam-ı Alem (Weltordnung), werden für die Herrschaft der Gottesordnung in unserem Land und auf der Erde kämpfen. Unser Kampf wird mit dem Aufbau einer muslimischen und unabhängigen Großtürkei anfangen und bis zu unserem letzten Atemzug, letzten Soldaten und letzten Tropfen unseres Blutes weitergehen. […]“. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sich an dieser Weltanschauung etwas geändert hat.
Funktion der einzelnen ATB-Vereine ist die Schaffung einer türkisch-islamischen Identität gekoppelt mit dem Vertreten der Interessen der türkischen Nation; Zielgruppe sind besonders die Generationen, die in Deutschland geboren sind. Dazu werden die Zentren – auch das Kasseler – mit nationalistischer und islamischer Symbolik und Bildern von Parteifunktionären der BBP geschmückt, PolitikerInnen der Partei zu Veranstaltungen nach Deutschland eingeladen und türkische Politik in Deutschland unterstützt. Im letzten Jahr organisierte der Kasseler ATB-Verein einen Bus zur Pro-Erdogan Kundgebung in Köln, faschistische Symbolik wie die Fahne der drei Halbmonde und der Wolfsgruß wurden dabei offen zur Schau gestellt.
Der ATB ist mit drei anderen Organisationen in Deutschland der türkisch-nationalistischen Ülkücü-Bewegung zuzurechnen, stellt aber mit etwa 20 Vereinen bundesweit den kleinsten Teil. Insgesamt beläuft sich die offizielle Mitgliederzahl der drei deutschen Organisationen auf über 18.000, zu denen von Sicherheitsbehörden weiterhin circa 20.000 AnhängerInnen dazugerechnet werden.
Obwohl die inhaltliche Ausrichtung der türkischen BBP und des europäischen Verbands ATB klar scheint, kann der Kasseler Verband seine Aktivitäten weitestgehend ungestört ausleben, regelmäßig Veranstaltungen und bundesweite Vernetzungstreffen organisieren und Jugendliche der Ideologie gemäß schulen.

Wir wollen diese Aktivitäten nicht unwidersprochen hinnehmen und rufen auch Sie auf, gegen faschistische Bestrebungen in der Nachbarschaft vorzugehen!“

1) Anmerkung der VerfasserInnen

„… und jetzt errichten wir ein Kalifat am Stern!“

Artikel vom 23. Mai 2017

Am 20. und 21. Mai hat der Kasseler Verband der „Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken[1] in Deutschland“ (IGBD) ein Frühlingsfest im Nordstadtpark veranstaltet. Zusammen mit der „Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş“ (IGMG) sind die IGBD im „Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland“ organisiert, dessen Vorsitzender ebenso der islamistischen Millî Görüş angehört.
Beim Abbau des Festes wurde aus dem Fenster eines Pick-up die Fahne der muslimischen Gemeinschaft der Region Sandžak gezeigt und lachend untereinander kundgetan, jetzt werde ein Kalifat am Stern errichtet.

Die Fahne der sandžakischen Gemeinschaft zeigt drei goldene Lilien auf blauem Grund und drei weiße Halbmonde auf grünem Grund. Die drei Lilien sind Teil der Flagge der „Republik Bosnien und Herzegowina“, die von 1992-1995 existierte und darum kämpfte, Unabhängigkeit von Jugoslawien zu erlangen. Die ARBiH, die Armee der „Republik“, bestand großteils aus Bosniaken (bosnische Muslime) und wurde durch etliche islamische Staaten mit Waffenlieferungen unterstützt, sowie militärisch durch Mudschahedin-Truppen (darunter etliche al-Qaida-Anhänger). Die drei Halbmonde auf grünem Grund stellen die Fahne des Osmanischen Reiches dar und beziehen sich auf die Herrschaft des osmanischen Kalifats über die Region, in der Sandžak von Glaubensbrüdern verwaltet wurde.
Unter eben jener Fahne sind im Jahr 2014 Islamisten in der serbischen Stadt Novi Pazar in Sandžak für ein islamisches Kalifat im Balkan auf die Straße gegangen.

Islamistische Demonstration in Novi Pazar

Unterstützt wurde die Veranstaltung unter anderem von der Bäckerei der Kassler Millî Görüş-Moschee „Ayasofya“, alle Sponsoren finden sich auf dem Veranstaltungsplakat:

Plakat der Veranstaltung im Nordstadtpark

Seit 2016 organisiert die IGBD Kassel das sogenannte „Ummah Event“, das Freizeitangebote für Jugendliche schaffen soll. Geboten wird unter anderem Fußball, Paintball und Grillen und eingeladen sind alle „unabhängig von Ethnie, Kultur oder Religion“. Dass der Begriff der „Ummah“ jedoch ein muslimisches Schicksalskollektiv kreiert, was nur in einer klaren Abgrenzung gegenüber den Ungläubigen funktioniert, passt in diese Selbstbeschreibung nicht hinein. Betrachtet man dabei die Vorkommnisse beim Frühlingsfest in der Nordstadt, ist die Unterstützung des „Ummah Events“ durch den Ausländerbeirat der Stadt Kassel mindestens kritikwürdig.

Die Nordstadt bleibt rot

Es ist bezeichnend, dass eine regressive islamische Gemeinde ein unübersehliches und großes Fest inmitten des Nordstadtparks und umgeben von linksalternativen Studenten abhalten kann, ohne dass sich irgendjemand für sie interessieren würde. Die Kasseler Nordstadt wird von hiesigen Linken gerne als weltoffenes, alternatives oder gar „rotes“ Paradies verklärt. Wie es darum steht, sobald man die Augen nicht mehr nur nach Deutschen Rechten, sondern auch nach islamistischen Strukturen offen hält, ist nicht erst seit dem Fest der IGBD evident.
Während undenkbar ist, dass die AfD auch nur eine einzige Veranstaltung ohne Gegenprotest abhalten könnte, haben zahlreiche Islamisten, die sich in der Nordstadt bewegen und dort ihre Moscheen und Zentren haben, nichts zu befürchten. Noch im November des vergangenen Jahres hat die islamistische IGMG, die auch im aktuellen Fall mit der IGBD kooperiert, im Philipp-Scheidemann-Haus, eben der Örtlichkeit, die angesichts der AfD massivem Polizeischutzes bedarf, das 30-jährige Bestehen ihrer Moschee in Kassel gefeiert. Selbstverständlich ohne Gegenprotest.
Die Nordstadt ist sicher einiges – aber nicht rot.

1) Sammelbegriff für im Balkan lebende Muslime

Schiitische Sticker in Kassel

Artikel vom 07. März 2017

Seit dem 24.02. fanden sich an mehreren Orten in Kassel Aufkleber mit islamischer Symbolik, wobei uns bisher die Stadtteile Wesertor, Wilhelmshöhe, Bettenhausen, Stadt Mitte und Nord (unter anderem auf dem Campus der Universität) bekannt sind.
Die arabischen Worte in grüner Schrift bedeuten etwa „Islamische Einheit“, was auch als Ummah – die religiöse Gemeinschaft aller Muslime – übersetzt werden kann. Im Zentrum steht das islamische Glaubensbekenntnis „Schahāda“ : „Es gibt nur einen Gott, Allah und Mohammed ist sein Prophet.“ Unten ist das Zweiklingen-Schwert „Zulfiqar“ abgebildet. Bei den Schiiten und Aleviten ist das Schwert ein populäres Symbol des Widerstandes und der Identifikation mit der Schia, der zweitgrößten Konfession des Islam, wobei angesichts der sonstigen Symbolik ein alevitischer Hintergrund in diesem Fall unwahrscheinlich ist.
In der Innenstadt wurde derweil ein frisches Graffiti mit ähnlich anmutendem Inhalt gesichtet, das auffordert: „Vereint euch, ihr Diener Allahs!“
Ob dieses mit den Aufklebern zusammenhängt, sich hinter den Aktionen eine funktionierende Struktur verbirgt und wie die Verursacher die „Islamische Einheit“ verstehen, ist noch unklar. Dennoch ist Aufmerksamkeit geboten, wenn in Kassel auf derart offensive Weise islamische Propaganda verbreitet wird, auch vor dem Hintergrund, dass die Verwendung moderner Medien gut in ein islamistisches Konzept passt. So wurden bereits vor knapp zwei Jahren immer wieder ISIS-Sticker, vor allem in der Nordstadt, verklebt, auch damals tauchten zusätzlich ISIS-Sprühereien auf. Dass ein direkter Zusammenhang zum aktuellen Fall besteht, ist jedoch unwahrscheinlich, da ISIS sunnitisch verortet ist.

Wir sind für jeden Hinweis dankbar, sowohl bezüglich genauer Fundorte der Aufkleber, als auch für weitere inhaltliche Erklärungen. Informationen lässt man uns bestenfalls über unser verschlüsseltes Kontaktformular zukommen.

Zur kommunistischen Kritik der islamischen Konterrevolution

Artikel vom 06. Dezember 2016

Als wir vor einem halben Jahr anlässlich des Anschlags auf den Club in Orlando in einem kurzen Flugblatt auf den notwendigen Zusammenhang von Islam und Homophobie hinwiesen, war die darauf folgende Empörung in der sich als linksradikal verstehenden Szene in und um Kassel groß und die positive wie negative Resonanz im Internet durchaus beachtlich. Es wurde deutlich, dass großer Gesprächsbedarf zu einem Phänomen besteht, welches in weiten Teilen der Linken massiv unterrepräsentiert ist und oftmals nicht als linksradikales Themenfeld betrachtet wird. Dabei sollte eigentlich mittlerweile auf der Hand liegen, dass der politische Islam der kommunistischen Emanzipation ebenso diametral entgegensteht, wie der Neonazismus. Darauf machen einzelne Genossinnen und Genossen sowie Zusammenhänge schon seit Jahren und Jahrzehnten aufmerksam. Wir erfinden im Folgenden also keineswegs das Rad neu, sondern versuchen vielmehr, in eine Kerbe zu schlagen, die noch lange nicht tief genug ist.
Wir werden uns dafür den Koran ansehen, aber auch Bezüge zur Gegenwart herstellen. Der Koran als Grundlage der Ideologie wird von Muslimen als allgemeingültiges und unabänderbares Wort Gottes behauptet und enthält Mechanismen, welche dessen Reflexion aktiv verbieten. [1]
Dass der Islam für Kommunisten weiterhin nur Gegenstand der Kritik, die nach Marx „nicht widerlegen, sondern vernichten will“ [2], sein kann und für hessische Antifastrukturen dringend zum Arbeitsfeld werden sollte, sei also im Folgenden erläutert.

„Das, was noch über die Identifikation der Menschen mit bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen hinausgeht, worin sich die verlängern, ist die Identifikation mit dem Tod. Und utopisches Bewusstsein meint ein Bewusstsein, für das also die Möglichkeit, dass die Menschen nicht mehr sterben müssen nicht etwas Schreckliches hat, sondern im Gegenteil das ist, was man eigentlich will.“
Theodor W. Adorno im Gespräch mit Ernst Bloch [3]

„Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod!“
al-Qaida [4]

Was al-Qaida 2004 so grausam treffend nach den Anschlägen in Madrid auf den Punkt zu bringen vermochte, eignet sich auch, die jüngeren Attacken, wie in Paris oder Orlando zu charakterisieren, welche immer Angriffe auf die westliche Lebensfreude und bürgerliche Freiheit darstellten. Die Wurzel für diese Aversion gegen das Leben, welche ihren Kulminationspunkt im Selbstmordanschlag findet, ist derweil nicht einfach Produkt irgendeiner dem eigentlichen Islam äußerlichen „Radikalisierung“, wie Linke sich das gerne selbst glauben machen, um der theoretischen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen und das Problem (einzig) zu einem der Psychopathologie zu verklären, sondern vielmehr in der islamischen Ideologie angelegt.
„Und das irdische Leben ist nur ein trügerischer Nießbrauch. Wetteilet miteinander zur Verzeihung eures Herrn und zum Paradies.“ [5]
Das Leben des muslimisch-gläubigen Subjekts im Hier und Jetzt ist geprägt von Widersprüchen und Entsagungen. Während einerseits die erste Natur mit ihrer Triebhaftigkeit unüberwindbar im Inneren pocht, sieht die islamische Mehrheitsgesellschaft auch abseits islamistischer Extremisten keine Möglichkeit der Triebsublimierung bzw. -zivilisierung vor. Sobald Jungen und Mädchen die Pubertät erreichen, werden sie zwecks der islamischen Geschlechtsapartheid voneinander getrennt, ihre Leben so eingerichtet, dass es möglichst wenig Berührungspunkte gibt oder mit anderen Methoden, wie zum Beispiel der Desexualisierung der Frau durch Verschleierung, drangsaliert. Ziel ist hierbei unter anderem die Triebunterdrückung und das Verhindern des Auslebens und Ausprobierens sexueller Gelüste. Auch andere weltliche Genüsse, welche als ausschweifend, lustvoll und damit „unrein“ wahrgenommen werden, wie Alkohol [6], Popmusik [7] oder Tanz [8] gelten als haram, stellen gleichzeitig jedoch auch Verlockungen dar, welchen das islamische Subjekt, je nach eigenen Lebensumständen (Westliche oder islamische Gesellschaft, Abhängigkeitsverhältnisse in der Familie usw.) nicht immer oder nur mit Anstrengung widerstehen kann. Es befindet sich also in einem Zustand, in dem es sich angesichts der schieren Unmöglichkeit (vor allem für junge Muslime in westlichen Ländern), den perfiden Reinheitsgeboten in jeglicher Lebenslage nachzukommen, stets mit dem eigenen schlechten Gewissen konfrontiert sieht, während gleichzeitig ein gnadenloser und willkürlich urteilender Gott [9] droht und die Angst vorm Höllenfeuer allgegenwärtig ist. Diese treibt das Subjekt dazu, permanent nach innen den „großen Djihad“ [10] gegen sich selbst zu führen, also die eigenen Gelüste und Triebe abzuwehren bei gleichzeitiger Projektion eigener Anteile auf ein Äußeres, wie zum Beispiel die westliche Gesellschaft, an dem diese dann bekämpft werden.
Den Druck und die Entsagungen, die man sich selbst zumutet, hält man derweil aus mit der Hoffnung aufs Paradies, welches gezeichnet ist durch Bequemlichkeit, üppige Speiseangebote, großäugige und -busige Jungfrauen und eine Existenz abseits der ständigen Vorwürfe und des Rechtfertigungszwanges.
„Sie sind die (Allah) Nahegebrachten, in Gärten der Wonne. […] auf durchwobenen Polstern, sich lehnend einander gegenüber. Die Runde machen bei ihnen unsterbliche Knaben mit Humpen und Krügen und einem Becher von einem Born. Nicht sollen sie Kopfweh von ihm haben und nicht in Trunkenheit geraten. Und Früchte, wie sie’s begehren, und großäugige Huris (Jungfrauen) gleich verborgenen Perlen als Lohn für ihr Tun. Sie hören kein Geschwätz darinnen und keine Anklage der Sünde; nur das Wort: ‚Frieden! Frieden!‘“ [11] „Gartengehege und Weinberge (Jungfrauen) mit schwellenden Brüsten.“ [12]
Das Paradies soll über all das Leiden und all den Verzicht im Diesseits hinwegtrösten, die vormals verdrängten Triebe können endlich ausagiert werden und niemand bezichtigt einen dabei der Sünde. Bei einem System, welches das Leben derart negiert und auf die vergleichsweise hedonistische und offene Lebensweise der westlichen Gesellschaften mit destruktivem Neid blickt, bei gleichzeitiger Eröffnung der Perspektive auf ein Paradies, welches alles bietet, wonach sich das islamische Subjekt sehnt, verwundert es kaum, dass der Selbstmordanschlag im Namen Allahs eine attraktive Abkürzung dartellen kann. Das gequälte Subjekt bekommt so die Möglichkeit, ein Leben unter ständigen Gewissensbissen, der allgegenwärtigen Angst vor der Verderbtheit und den Verlockungen der weltlichen Genüsse einzutauschen gegen die Erlösung im Märtyrertod. Seine Legitimation erfährt der Märtyrerkult, der sich auch abseits terroristischer Gruppierungen in der islamischen Welt großer Beliebtheit erfreut [13], derweil ebenso im Koran: „So sollen denn diejenigen auf Allahs Weg kämpfen, die das diesseitige Leben für das Jenseits verkaufen. Und wer auf Allahs Weg kämpft und dann getötet wird oder siegt, dem werden Wir großartigen Lohn geben.“ [14]; „Und wähnet nicht die in Allahs Weg Gefallenen für tot; nein, lebend bei ihrem Herrn, werden sie versorgt. […] und von Freude erfüllt über die hinter ihnen, die sie noch nicht eingeholt (haben), dass keine Furcht über sie kommen wird und sie nicht trauern werden.“ [15, 16]
Der im Namen Allahs Gestorbene ist also nicht zu betrauern, sondern vielmehr zu beneiden. Die eigene Auslöschung, die für den Menschen das Furchtbarste bedeutet, wird zum heldenhaften Akt und Wegbereiter ins Paradies, entsprechend wird der Wert des Lebens annulliert.
Damit wird die islamische Ideologie zum konterrevolutionären Antagonisten der Bewegung, die wir nach Marx „Kommunismus“ nennen, der Utopie, welche sich nach Adorno nicht ohne die Abschaffung des Todes denken lässt.
Doch neben der Todesapologie finden sich auch weitere entscheidende Elemente der islamischen Ideologie, die konträr zu jeglicher Emanzipation stehen. So lässt sich an der islamischen Sexualmoral nicht nur ihre Lustfeindlichkeit belegen, sondern vor allem auch die ihr inhärente Misogynie. Frauen in islamischen Gesellschaften kommt eine grundsätzlich passive Rolle zu, sie dürfen keine eigene Sexualität besitzen, sondern sind vielmehr dazu verdammt, die Gelüste des Aktiven, also des Ehemannes, zu befriedigen: „Eure Frauen sind euch ein Saatfeld. So kommt zu eurem Saatfeld, wann und wie ihr wollt.“ [17] Außerehelicher Geschlechtsverkehr ist Männern und Frauen gänzlich untersagt. [18] Ersteren jedoch ist der Beischlaf mit, oder eher: die Vergewaltigung von Sklavinnen und Kriegsgefangenen durch den Koran gestattet: „Und (verboten sind euch) von den Frauen die verheirateten‘, außer denjenigen, die eure rechte Hand besitzt (Sklavinnen oder Kriegsgefangene). (Dies gilt) als Allahs Vorschrift für euch.“ [19] Wenn also Anhänger des „Islamischen Staats“ zwölfjährige Jesidinnen vergewaltigen, um nach eigener Aussage „Gott näher zu kommen“, [20] stellen sie damit wohl selbst für den archaischen Islam ein extremes Beispiel dar – können sich dabei aber dennoch auf den Koran berufen.
Wartet die Frau hingegen nicht mit ausreichender Gehorsamkeit auf, ist ihrem Mann gestattet, sie zu schlagen: „Die rechtschaffenen Frauen sind gehorsam und sorgsam in der Abwesenheit (ihrer Gatten), wie Allah für sie sorgte. Diejenigen aber, für deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet – warnt sie, verbannt sie aus den Schlafgemächern und schlagt sie.“ [21] Eine Praxis, welche sich auch heute in islamischen Gesellschaften und Communities noch einiger Beliebtheit erfreut. [22]
Das prominenteste Mittel zur Kontrolle von Mädchen und Frauen stellt dabei die Verschleierung dar, bei Musliminnen in der westlichen Welt meist in Form des Kopftuches. Historisch ist sie auf den Versuch zurückzuführen, die Frauen des Propheten Mohammed vor sexueller Belästigung zu schützen. „O Prophet, sag deinen Gattinnen und deinen Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie sollen etwas von ihrem Überwurf über sich herunterziehen. Das ist eher geeignet, daß sie erkannt (als freie, ehrbare Frauen) und so nicht belästigt werden.“ [23] Im Laufe der Zeit wurde schließlich darüber hinaus unter Omar, dem zweiten Kalifen des Islam, Sklavinnen das Tragen des Schleiers untersagt. [24] Auf diese Weise ließen sich die ‚freien‘ Frauen von den ‚vogelfreien‘ unterscheiden, das Prinzip der Unterteilung von ‚ehrenhaften‘ und ‚unehrenhaften‘ Frauen kommt hier zu seiner Manifestation. Durch das Mantra der Frau, welche durch ihre Kleidung verantwortlich für ihr zugefügte sexuelle Gewalt sei – welches westliche Feministinnen in der Regel zurecht ablehnen – vor dem Hintergrund des Islam in ihrer Rolle als potentielle Dhimmis hingegen immer häufiger geflissentlich übersehen [25] , wird die Grundlage für den Übergriff auf ‚unehrenhafte‘, also nicht verschleierte Frauen geschaffen. Das Bild der ‚deutschen Schlampe‘ [26] (das oftmals auch anwendbar auf unverschleierte Frauen jeglichen Hintergrunds ist), welches seinen Ausdruck in besonders drastischer Form in der Silvesternacht in Köln gefunden hat, ansonsten jedoch Alltag [27] geworden ist, wird dabei, ob gewollt oder nicht, von jeder einzelnen Kopftuch oder Übleres tragenden Muslimin reproduziert.
Aus der oben genannten aktiven Rolle des Mannes lässt sich derweil auch der islamische Hass auf die Homosexualität ableiten. Da Sexualität im Islam nicht anders als durch männliche Dominanz gedacht werden kann, ist gleichgeschlechtlicher, auf Liebe basierender, Sex von vornherein undenkbar, bedeutete er doch, dass sich zumindest ein Part der Passivität hingeben würde. „Ihr laßt euch doch wahrlich in Begierde mit den Männern ein anstatt mit den Frauen. Aber nein! Ihr seid maßlose Leute.“ [28] Folglich sieht das islamische Recht schwere Strafen für Homosexualität vor, die sich je nach Rechtsgelehrtem unterscheiden, oftmals jedoch auf die Ermordung der Beteiligten hinauslaufen. [29] Entsprechend zieht sich Homophobie durch die gesamte islamische Gesellschaft. So ergab eine Studie des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung ‚WZB‘ im Jahr 2013, dass fast 60% der befragten europäischen Muslime keine homosexuellen Freunde haben möchten – bei den Christen waren es etwas über 10%. [30] Gegenüber dem US-Amerikanischen Meinungsforschungsinstitut ‚Pew Research Center‘ gaben im Jahr 2011 lediglich 39% der amerikanischen Muslime an, dass die Gesellschaft Homosexualität respektieren sollte – während 58% der Gesamtbevölkerung entsprechend abstimmten. [31] In islamisch dominierten Ländern fallen die Ergebnisse derweil noch weitaus drastischer aus. Dass homosexuelles Verhalten falsch sei, unterschrieben laut Pew Research Center 85% der türkischen Muslime, 91% der tunesischen Muslime sowie 97% der libanesischen Muslime. Die Zahlen für die restlichen Länder der islamischen Welt fallen dabei nicht weniger bedenklich aus. [32]
Während der politische Islam also die Verhältnisse nicht bloß affirmiert, indem er ein positives Aufgehen der Menschen vor dem Tod verhindert, sondern darüber hinaus auch die Errungenschaften der Aufklärung und damit die westlichen Errungenschaften bekämpft, bleibt uns als Kommunistinnen und Kommunisten nichts, als den Islam zu bekämpfen. Während der politische Islam die bürgerliche Gesellschaft negativ aufzuheben versucht, streben wir nach einer dialektischen Aufhebung der bürgerlichen Gesellschaft, wobei wir nach Hegel von der dreifachen Bedeutung des Wortes ‚aufheben‘ ausgehen: Im Sinne von ‚liquidieren‘, da der Kapitalismus in seiner Krisenhaftigkeit selbst das faschistische Potential reproduziert und die wirkliche Emanzipation des Menschen überhaupt erst in einer Welt möglich wird, in der die „Dinge um der Menschen willen da sind und nicht die Menschen um der Dinge willen“ (Theodor W. Adorno). [33] Also in der kommunistischen Weltgemeinschaft, zu welcher die Verhältnisse mit weiterer Bedeutung des Wortes ‚aufheben‘ ‚aufgewertet‘ werden müssen. Doch nicht zuletzt auch im Sinne vom ‚Bewahren‘ der bürgerlichen Errungenschaften, die überhaupt erst eine kommunistische Kritik ermöglichen, indem sie den Subjekten Rechtsgleichheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, das Recht auf freie Entfaltung und ein Leben unabhängig von unmittelbaren [34] Abhängigkeitsverhältnissen sichern.

Islamkritik als Arbeitsfeld der radikalen Linken
Wir als radikale Linke sehen uns demnach in der Aufgabe, den Islam zu kritisieren, den realen Auswüchsen dieser entgegenzuwirken und das Thema aus einer kommunistischen und antifaschistischen Perspektive zu besetzen. Der Begriff ‚Islamkritik‘ steht zur Zeit in der öffentlichen Wahrnehmung meist synonym für Ideologie und Akteure der aufkommenden völkischen Rechten und nicht für eine fundierte Kritik am Islam als politische Ideologie.
Tatsächliche Kritik aber zielt ihrem Wesen nach auf ein rationales und argumentativ unterlegtes Durchdringen eines Gegenstandes und dementsprechend auf das Aufbrechen irrationaler Ressentiments. Rechte ‚Islamkritik‘ zielt hingegen meist auf das Aufrechterhalten von Ressentiments und nicht auf deren Überwindung. Der Begriff ‚Islamkritik‘ muss deswegen aus linksradikaler Perspektive besetzt und – wie es schon einige Genossinnen und Genossen tun – in die Öffentlichkeit getragen werden.
Dass über linksradikale Islamkritik der europäische Rechtsruck und das Aufkommen rassistischer Bewegungen bestärkt werden könnte, entbehrt jeglicher Grundlage; denn die völkische Rechte bedient sich zwar einiger Argumente wirklicher Islamkritik, nutzt diese aber in der Regel instrumentell und verliert das Interesse schnell, sobald die Gräueltaten im Namen des Islam außerhalb Europas begangen werden. Der Islam wird in rassistischer Manier mit Migranten oder Flüchtlingen in eins gesetzt, eine tatsächliche Kritik an Religion und politischer Ideologie des Islam verfließt somit zu ressentiment-geladenem Rassismus, welcher die derzeit am dominantesten auftretene Erscheinungsform darstellt. Eingeforderte Frauenrechte durch die AfD oder das Anprangern von Homophobie seitens PI-News erscheinen selbst bei nur oberflächlicher Betrachtung des Contents der politischen Rechten fadenscheinig. Mit der öffentlichen Besetzung des Themas durch die radikale Linke ergibt sich eine Alternative zur kulturrelativistischen Islamverharmlosung auf der einen Seite und der Vereinnahmung durch die politische Rechte auf der anderen, womit man letzterer die Deutungshoheit nehmen und sie somit schwächen würde.
Die Gruppe ‚Aktion 3. Welt Saar‘ bezeichnet Islamkritik unter heutigen Bedingungen als „die Analyse aktueller mit dem Islam gerechtfertigter Herrschaft, Unterdrückung und Verfolgung.“ [35] Dieser Islamkritik werden fundamentalistische Strukturen wie etwa die Scharia-Staaten Saudi-Arabien und der Iran oder djihadistische Mörderbanden wie Boko Haram, der „Islamische Staat“, die Hamas und Al Quaida zugerechnet.
Doch nicht nur offensichtlich fundamentalistische Staaten und Gruppierungen sollten dabei in den Fokus kommunistischer Kritik geraten, auch vermeintlich tolerante Organisationen des Mehrheitsislam wie der Moscheeverein DİTİB (‚Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion‘) müssen als islamisch-politische Gruppierungen kritisiert werden. In der Eigendefinition beschreibt DİTİB sich als „eine Überparteiliche [sic] Organisation und verbietet jede Art von parteipolitischer Aktivität in den Vereinsräumen. Sie legt Wert auf Freundschaftlichkeit, Achtung, Nachsicht, Toleranz und Solidarität der Menschen untereinander und gegenüber anderen Glaubensangehörigen. Diese Eigenschaften stimmen auch mit den Grundsätzen des Islam überein. Jede Art von Gewalt und Aufruf zur Gewalt wird abgelehnt.“ [36] Aber die Realität sieht anders aus. DİTİB ist dem türkischen Ministerium für Religionsangelegenheiten und somit direkt der protofaschistischen Partei AKP in der Türkei unterstellt, in den Moscheen des Dachverbandes predigen AKP-Treue Imame mit Inhalten, die aus der Türkei vorgegeben werden. DİTİB kann dementsprechend als Lobbyorganisation der Türkei und des türkischen Staatsislams betrachtet werden. [37] Dass dort nicht nur Toleranz, Achtung und Freundschaftlichkeit gepredigt werden, zeigen bundesweite Fälle verschiedener DİTİB-Vereine. So wurde in einer Predigt einer Berliner DİTİB-Moschee der Märtyrertod („Selbst die Paradiesbewohner blicken mit wohlwollendem Neid auf den Rang derer, die ihr Leben für Allah ließen.“ [38]) glorifiziert. Bereits 2015 sind mehrere Mitglieder einer DİTİB-Moschee in Dinslaken für den Djihad nach Syrien ausgereist, während gleichzeitig auf einer Website von DİTİB in Dresden behauptet wird, dass der israelische Geheimdienst hinter dem ‚Islamischen Staat‘ stehe. [39]

Webpräsenz der Berliner DİTİB-Moschee

Es lässt sich also feststellen, dass es verschiedene Ausprägungen gibt, die unter dem Sammelbegriff Islam vereinbar sind, die sich auf den Islam als gemeinsame Ideologie und als Selbstverständnis beziehen. Darunter gewiss auch einige wenige tatsächlich an einem ‚moderaten Islam‘ Interessierte. Diese sind jedoch selbst in westlichen Gefilden marginalisiert und spielen für den Mehrheitsislam keine Rolle, was auch darauf zurückzuführen ist, dass Muslime salafistischer Prägung ihrer eigenen Ideologie deutlich näher sind, als die wenigen gutmeinenden ‚Reformmuslime‘. [40]
Sicherlich sind auch Mehrheitsislam und djihadistischer Islam in der realen Erscheinungsform und ihrer Umsetzung different, was sie eint sind jedoch Reaktion und Antiemanzipation.
Wenn wir von islamischer Ideologie – die sich in beiden genannten Erscheinungsformen widerspiegelt – schreiben, beziehen wir uns in erster Linie auf eben jene Ideologie. Menschen muslimischen Glaubens als Träger dieser Ideologie können in dieser Rolle folglich auch zum Gegenstand der Kritik werden. Eine Ideologiekritik bedeutet hingegen nicht, die Ideologie mit allen Menschen muslimischen Glaubens in eins zu setzen.
Eine kommunistische Kritik soll demgegenüber die Grundfeste des Islam mit seinen Strukturen angreifen und den Weg zur menschlichen Emanzipation ebnen.

„Befremdlich ist es nicht, wenn Linke den Islam kritisieren, sondern wenn sie es nicht tun.“
Aktion Dritte Welt Saar [41]

Zur Situation in Kassel
Auch in Kassel und dem nordhessischen Umland ist die islamische Reaktion vielfältig. Von islamischen Dachverbänden, über salafistische Organisierung bis hin zu Aktionen für den ‚Islamischen Staat‘ ist eine ganze Bandbreite kritikwürdiger Ausdrucksformen der islamischen Ideologie präsent.
In Kassel sind in den letzten Jahren mehrere Fälle von unorganisiert wirkenden Sympathiebekundungen gegenüber dem ‚Islamischen Staat‘ bekannt geworden, an mehreren Stellen – auch an einem schiitischen Kulturverein – sind Schriftzüge wie „IS“, „ISIS“ und „ISLAMIC STATE“ angebracht worden, in verschiedenen Stadtteilen sind Sticker einer schwarzen Spinne mit dem Logo des IS auf dem Leib aufgetaucht. [42,43]

ISIS-Propaganda in Kassel

Auch sind Sticker der salafistischen Gruppierung ‚DawaFFM‘ in der Nähe einer Millî Görüş Moschee in Kassel Mitte festgestellt worden. [44,45] Bereits 2009 fand in Kassel eine antisemitische Demonstration unter Beteiligung der Friedensbewegung und Millî Görüş statt, von der aus israelsolidarische Genossen angegriffen wurden. [46] 2014 kam es deutschlandweit erneut zu antisemitischen Demonstrationen; auch in Kassel sind deutlich über tausend Menschen unter „Allahu Akbar“-Rufen und mit Hamas- und ISIS- Symbolik durch die Innenstadt marschiert. [47] Doch neben diesen Aktionen sind auch mindestens sechs konkrete Fälle von Personen aus Kassel bekannt geworden, die nachweislich für den ‚heiligen Krieg‘ nach Syrien gereist sind, genaue Zahlen für Ausreisende aus dem Raum Nordhessen will das LKA Hessen nicht nennen. [48] Ein medial besonders aufgearbeiteter Fall zeigt zwei Jugendliche, die nicht durch familiäre Strukturen islamisch sozialisiert wurden, sondern dem Vater zufolge in einem somalischen Kulturverein im Öhlmühlenweg 5 im Kasseler Osten ideologisiert und geworben wurden und schließlich 2014 im Alter von 17 und 21 Jahren nach Syrien ausgereist sind, um dort für den ‚Islamischen Staat‘ zu kämpfen. [49]
Auch Moscheen in Nordhessen weisen immer wieder Verbindungen zu islamistischen und salafistischen Gruppierungen auf. So beteiligte sich beispielsweise die in der Josephstraße 5 ansässige Al-Huda-Moschee neben der Al-Rahman-Moschee (Mauerstraße 26) an der bundesweit angelegten Koranverteilung, die vom salafistischen Prediger Ibrahim Abou-Nagie im Zuge der „LIES!“-Kampagne ins Leben gerufen wurde. „LIES!“-Infostände hat es in der Kasseler Innenstadt und vor Flüchtlingsheimen im Kasseler Land wie etwa in Calden und Sontra und auch in Kassel selbst in den letzten Jahren regelmäßig gegeben, unter anderem mit Beteiligung des Initiators Abou-Nagie selbst. [50,51]

‚Lies!‘-Infostand mit Abou-Nagie in der Kasseler Innenstadt

In der Josephstraße 5 befindet sich auch das ‚Islamische Zentrum Kassel e.V.‘, wo ein Online Seminar zu Islamischer Erziehung der ‚Islamic Online University‘ – initiiert vom homophoben und islamistischen Prediger Bilal Philips – absolviert werden kann. Ziel des Seminars ist, säkulare Erziehung durch eine islamische zu ersetzen. [52]
In der oben genannten Al-Rahman-Moschee, in der bereits vor einigen Jahren Islamseminare der Szene organisiert wurden, wurde der Kasseler Walid D. radikalisiert. Walid arbeitete als Anti-Gewalt-Trainer an Schulen und anderen sozialen Einrichtungen und radikalisierte sich zeitgleich unerkannt. 2013 ging Walid nach Syrien, um auf der Seite des ‚Islamischen Staates‘ in den Krieg zu ziehen, bis er nach dem Tod seines Vaters im Dezember 2013 zurückkehrte, um seine Arbeit als Anti-Gewalt-Trainer wieder aufzunehmen. Erst knapp ein Jahr später durchsuchten die Ermittlungsbehörden wegen Rauschgiftdelikten seine Wohnung, wo neben Kleidungsstücken und einer Fahne mit dem Logo des IS, ein Sturmgewehr, eine Pistole, Macheten und Munition gefunden wurden. [53]
Die salafistische Szene in Nordhessen ist regional, bundesweit und international gut vernetzt, was auch ein Seminar mit dem Salafistenprediger Ahmad Abdulaziz A. – bekannt unter dem Namen Abu Walaa – vom 6.-8. Mai 2016 beweist. Dem Aufruf zum Seminar, welches in der Al-Madina-Moschee in der Schäfergasse 2 in Kassel-Mitte stattfand, folgten mehr als 200 Personen aus der gesamten Bundesrepublik und dem europäischen Umland. [54,55,56] Bereits 2012 und 2013 trat laut einem Forumsbeitrag und einer Aussage der Website ‚Dawa-Team Kassel‘ der Ende 2016 verhaftete Abu Walaa in Kassel auf, damals in der zuvor erwähnten Al-Rahman-Moschee. Die Kasseler Salafisten sind gut organisiert, international vernetzt und sollten in keinem Fall in ihrer Radikalität unterschätzt werden.

Forumsbeiträge zu Seminaren mit ‚Abu Walaa‘ 2012 und 2013

Eine weitere Persönlichkeit der salafistischen Prediger-Szene stützt diese These. Der Fokus rückt dieses mal in das südöstlich von Kassel gelegene Sontra, in der der Prediger Furkan Karacar – bekannt unter dem Namen Furkan bin Abdullah – ansässig ist. Dass auch in dieser hessischen Kleinstadt mit circa 8000 Einwohnern salafistische Koranverteilungen vor Flüchtlingsheimen stattgefunden haben, ist damit wohl kein Zufall. Der Salafist Karacar hält Seminare in Moscheen und Kulturvereinen zu verschiedenen Themen und stellt sein Denken in sozialen Netzwerken zur Schau. Eine mit dem Label „Im Auftrag des Islam“ versehene Grafik zeigt den Spruch „Die Lösung ist das Kalifat und keine Demokratie“, während ein weiteres Bild ihn vor einem Davidstern-Leuchter vor dem Brandenburger Tor zeigt, der für ihn das Zeichen der zionistisch durchsetzten und kontrollierten Bundesrepublik Deutschland darstellt. [57]

Prediger Furkan Karacar auf Facebook

Doch auch ein Fall mit bundesweitem Aufsehen führt zurück nach Sontra. Am 06. Mai 2012 wollten Rechtspopulisten der Splitterpartei ‚Pro NRW‘ in Bonn Karikaturen des muslimischen Propheten zur Schau stellen, woraufhin sich einige junge Salafisten am gleichen Tag in Bonn versammelten; wenig später eskalierte die Situation. Die Salafisten griffen mit Holzlatten und Flaschen Polizeikräfte an, die die Trennlinie zwischen den beiden Gruppen bildeten. Der aus Sontra stammende Murat K. stach in dieser Situation auf zwei Polizisten ein und verletzte diese dadurch schwer. Im darauffolgenden Gerichtsprozess verwies er auf eine salafistische Gruppe in der hessischen Kleinstadt, die ihn dort ideologisch gefestigt habe. [58,59]
Auch der bereits angeführte islamische Dachverband DİTİB sorgte in Nordhessen und darüber hinaus für Aufsehen. Die DİTİB-Moschee in Melsungen veröffentlichte ein Pamphlet über Juden, das kein antisemitisches Stereotyp ausließ und in dem es unter anderem hieß: „Die Juden predigen Gutes, aber hören nicht auf, Böses zu tun“ und „Die Juden sind gemein/niederträchtig“. [60] Nach dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 in der Türkei war es der DİTİB-Dachverband zusammen mit der AKP-Lobbyorganisation UETD („Union Europäisch-Türkischer Demokraten“) [61], der bundesweit Solidaritätskundgebungen mit islamischem und nationalistischem Charakter organisierte, auch in Kassel und mit Beteiligung türkischer Faschisten in der Organisationsstruktur. [62] An einer DİTİB-Moschee in Hagen wurden Schilder mit der Aufschrift „Vaterlandsverräter raus“ angebracht und Anhängern der für den Putsch in die Verantwortung gezogenen Gülenbewegung unter dem Zuruf „Volksverräter“ der Zutritt zu einer DİTİB-Moschee in Schwerte verwehrt. [63]

„Vaterlandsverräter raus“ an der DİTİB-Moschee

Zudem ist der islamische ‚Verband der türkischen Kulturvereine in Europa‘ (ATB) in Kassel mit einem Zentrum in der Bunsenstraße 73 vertreten. Der ATB ist das europäische Pendant zur türkischen ‚Partei der großen Einheit‘ (BBP). Die BBP ist als Spaltprodukt der ‚Partei der Nationalistischen Bewegung‘ (MHP) entstanden, ist aber ideologisch von dieser nicht weit entfernt und lässt sich zusammen mit ihr unter dem Sammelbegriff der ultranationalistischen und islamistischen Ülkücüs (Idealisten) fassen. Die BBP nutzt als Zeichen die Fahne der drei Halbmonde auf grünem Grund, symbolisch stehend für die Herrschaft über drei Kontinente auf der Basis des Islam. Diese Fahne war auch die offizielle Fahne des Osmanischen Reiches, womit sich die BBP ideologisch in die Kontinuität des Imperiums stellt. In genanntem Zentrum in der Kasseler Nordstadt wird diese Fahne des Osmanischen Reiches offen gezeigt. [64]

ATB Zentrum in Kassel. Auf dem Banner: „Unsere Ideale: Im Himmel weht die Fahne, wir beugen uns nur, wenn Allah es will.“

Das Zentrum der ATB in Kassel mit dem Namen ‚Alperenocaklari‘ hat im Sommer diesen Jahres unter anderem einen Bus zur bundesweiten Pro-Erdogan-Kundgebung in Köln organisiert, in dem türkische Faschisten mit MHP-Fahne und dem Wolfsgruß für die Kamera posierten.

Fotos aus dem Bus des ATB nach Köln

Die Liste der Organisationen und Gruppierungen, die in das Schema der Kritik passen, ließe sich noch um einiges – wie etwa die Aktivitäten der Muslimbruderschaft in Marburg [65,66] oder des türkisch-islamischen Dachverbandes ATİB [67] – erweitern. Wir haben uns aus der Region Nordhessen jedoch nur einige Beispiele ausgesucht, um exemplarisch darauf hinzuweisen, was für enormen Arbeitsbedarf es – nicht nur in Kassel oder Nordhessen – zu islamischer Reaktion und antiemanzipatorischer Organisierung gibt. Eine radikale Linke muss ihren Ansprüchen gerecht werden und die islamische Ideologie mit all ihren Ausformungen als ein maßgebliches Arbeitsfeld erkennen und dementsprechend handeln.

Ein Zentrum der Türk Federasyon in Kassel mit eindeutiger Symbolik

Zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Textes ging die Polizei in der gesamten Bundesrepublik und mehrmals auch in Kassel gegen salafistische Vereine vor. Der Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

ak:raccoons, im Dezember 2016

Quellenverzeichnis:

1. „O ihr, die ihr glaubt, fragt nicht nach Dingen, die, so sie euch kund würden, euch würden wehe tun. Und so ihr nach ihnen fragt, wenn der (ganze) Koran hinabgesandt wird, werden sie euch kundgetan werden. Allah vergibt dies, denn Allah ist verzeihend und milde.“ (Sure 5:101) [Für diese und folgende Zitate aus dem Koran wurde die Übersetzung von Max Henning bzw. Hamed Abdel-Samads ‚Der Koran. Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses.‘ herangezogen, der sich in den meisten Fällen auf eben diese bezieht. Klammern sind im Original enthalten.]
„O ihr, die ihr glaubt, erhebet nicht eure Stimmen über die Stimme des Propheten, und sprechet nicht so laut zu ihm wie zueinander, auf dass eure Werke nicht eitel werden, ohne dass ihr’s euch versehet.“ (Sure 49:2)
Wie in nahezu allen Belangen enthält auch hier der Koran widersprüchliche Aussagen, die das Streben nach Wissen goutieren. Das liegt vor allem daran, dass Mohammed je nach eigener Lage für ihn passende Suren formulierte. Als er anfangs verspottet wurde und kaum Anhänger um sich scharen konnte, predigte er Toleranz, während die Verlautbarungen mit steigender Macht aggresiver und intoleranter wurden. In der Frage der theologischen Reflexion einigten sich jedoch die vier islamischen Rechtsschulen bereits vor 1000 Jahren darauf, sie zu verdammen. Spätestens von da an war klar: das Wort Gottes ist endgültig und unabänderbar. Abgesehen von wenigen Vertretern, wie Ahmad Mansour, ist diese Haltung die bis heute verbreitete. (vgl. Hamed Abdel-Samad, Der Koran. Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses.)
2. „Krieg den deutschen Zuständen! Allerdings! Sie stehn unter dem Niveau der Geschichte, sie sind unter aller Kritik, aber sie bleiben ein Gegenstand der Kritik, wie der Verbrecher, der unter dem Niveau der Humanität steht, ein Gegenstand des Scharfrichters bleibt. Mit ihnen im Kampf ist die Kritik keine Leidenschaft des Kopfs, sie ist der Kopf der Leidenschaft. Sie ist kein anatomisches Messer, sie ist eine Waffe. Ihr Gegenstand ist ihr Feind, den sie nicht widerlegen, sondern vernichten will. Denn der Geist jener Zustände ist widerlegt. An und für sich sind sie keine denkwürdigen Objekte, sondern ebenso verächtliche, als verachtete Existenzen. Die Kritik für sich bedarf nicht der Selbstverständigung mit diesem Gegenstand, denn sie ist mit ihm im reinen. Sie gibt sich nicht mehr als Selbstzweck, sondern nur noch als Mittel. Ihr wesentliches Pathos ist die Indignation, ihre wesentliche Arbeit die Denunziation.“
Karl Marx, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Einleitung
3. https://www.youtube.com/watch?v=P_YoMBdQSjY
4. http://www.spiegel.de/politik/ausland/bekenner-video-ihr-liebt-das-leben-wir-lieben-den-tod-a-290529.html
5. Sure 57:20-21
6. „Wein und Glücksspiel und Götzenbilder und Lospfeile sind ein Greuel, ein Werk Satans.“ (Sure 5:90)
7. „Nicht aller Gesang und alle Musik sind halal. Beides muss sich an die Lehren des Islam halten, um diesem Attribut zu entsprechen. […]. So sind Inhalte, die Wein und Trunkenheit, Ausschweifungen oder Lobgesänge auf Tyrannen im klaren Widerspruch zum Islam. Gleiches gilt für Musikstücke und Gesänge, die in der Art ihrer Darbietung betont lasziv, obszön und erotisch sind. Und drittens darf das Machen und Hören von Musik nicht verbunden sein mit einem Rahmen stattfinden, der mit Alkoholgenuss und Unsittlichkeit verbunden ist. Leider sei aber Musik sehr oft eben mit solchen Fehlern verbunden und deshalb vielleicht auch die pauschale Ablehnung durch so viele Gelehrte.“
Auszug aus einer Fatwa von Yussuf al-Qaradawi vom 19. November 2001
8. „Im allgemeinen ist Tanz verboten, falls er in einer Weise erfolgt, die Lust stimuliert, mit einer verbotenen Handlung verbunden ist oder eine Verdorbenheit daraus folgt“ Aus einer Fatwa von Imam Khamene‘i, übersetzt und online gestellt durch „Islamischer Weg e.V.“
9. „Hast du nicht jene gesehen, die sich selber für rein erklären? Sie können ja gar nicht aus eigener Kraft rein werden! Vielmehr erklärt Allah für rein, wen er will. Und ihnen wird nicht ein Fädchen Unrecht getan.“ (Sure 4:49)
10. „Der „größte oder große Dschihad“ ist der Kampf gegen das Böse im Herzen des eigenen Ich, die Anstrengung gegen eine niedrige Stufe der Seele, die zum Bösen gebietet [al-nafs al-ammara]. Dabei wird die innere Läuterung zur moralischen Vervollkommnung angestrebt. Mittel bei diesem schweren Einsatz sind die zahlreichen Riten des Islam, wie auch z.B. das Bittgebet und vieles andere mehr. Allheilmittel gegen Krankheiten der Seele ist unter anderem die Dankbarkeit sowie die Buße. “
Enzyklopädie des Islam eslam.de
11. Sure 56:11-25
12. Sure 78:32-33
13. https://www.audiatur-online.ch/2016/09/06/deutsches-aussenministerium-gelder-von-palaestinensischer-autonomiebehoerde-an-terroristen/
14. Sure 4:74
15. Sure 3:169-170
16. Vgl. hierzu: http://www.redaktion-bahamas.org/aktuell/Islam_is_lame.html und http://www.prodomo-online.org/ausgabe-20/archiv/artikel/n/vernichtung-und-islam.html
17. Sure 2: 223
18. „Den Gläubigen wird es ja wohl ergehen, denjenigen, die in ihrem Gebet demütig sind […] und denjenigen, die ihre Scham hüten, außer gegenüber ihren Gattinnen oder was ihre rechte Hand (an Sklavinnen) besitzt […] – wer aber darüber hinaus (etwas) begehrt, das sind die Übertreter“ (Sure 23:1-7)
„Und wer von euch nicht vermögend genug ist, gläubige Frauen zu heiraten, der heirate von den gläubigen Sklavinnen, die seine rechte (Hand) besitzt; und Allah kennt sehr wohl euern Glauben. Ihr seid einer vom andern. Drum heiratet sie mit Erlaubnis ihrer Herren und gebet ihnen ihre Morgengabe nach Billigkeit. Sie seien jedoch keusch und sollen nicht Hurerei treiben und sich keine Geliebten halten.“ (Sure 4:25)
19. Sure 4:24
20. https://www.welt.de/politik/ausland/article146734207/Darf-ich-eine-schwangere-Sklavin-verschenken.html
21. Sure 4:34
22. https://www.welt.de/vermischtes/article115427763/Mehrheit-der-Tuerken-ist-fuer-Gewalt-gegen-Frauen.html
23. Sure 33:59
24. http://www.alischirasi.de/as050126a.htm
25. Empfehlenswert dazu, Nina Scholz: „Selbstbewusste, organisierte, in den Medien präsente Hidschab-Trägerinnen stellen religiöse Kleidervorschriften als progressiv und feministisch dar.
Ein Blick in die islamische Welt und konservative muslimische Communities Europas zeigt jedoch das Gegenteil: Wo religiöse Kräfte das Sagen haben, ob mittels staatlicher Macht oder gesellschaftlichem Druck, ist für Frauen ein Kleidungsstück verpflichtend, das ihre inferiore gesellschaftliche Rolle unterstreicht.“ https://kurier.at/meinung/symbole-der-ungleichstellung/213.240.016
26. vgl. http://bazonline.ch/ausland/europa/Diese-Maenner-denken-Deutsche-Frauen-sind-Schlampen/story/22916308
27. „Am Kottbusser Tor – auch „Kotti“ genannt – seien Ereignisse wie in der Silvesternacht in Köln tagtäglich mitzuerleben, sagt Yasaroglu.“ http://www.huffingtonpost.de/2016/01/31/koeln-silvester-sexuelle-uebergriffe-berlin-auslaender-kriminell-_n_9124446.html
28. Sure 7:81
29. Siehe entsprechende Fatwas: http://islamfatwa.de/aqidah-tauhid/15-aqida-fundament-der-religion/1331-homosexualitaet-u-bedingungen-der-reue
http://www.diewahrereligion.eu/fatwah/?p=287
30. https://www.wzb.eu/sites/default/files/u252/s21-25_koopmans.pdf
31. http://www.people-press.org/2011/08/30/section-5-political-opinions-and-social-values/
32. http://www.pewforum.org/2013/04/30/the-worlds-muslims-religion-politics-society-morality/#_ftnref5
33. Adorno in „Wer denkt ist nicht wütend“, Arte
34. Während der Kapitalismus natürlich weiterhin Menschen in ökonomische Abhängigkeit versetzt, handelt es sich hier um die vermittelte Herrschaft von Sachzwängen, die Menschen dazu nötigen, um der eigenen Reproduktion willen, arbeiten zu gehen, dabei jedoch die Vertragsfreiheit wahrt und somit trotzdem einen großen Fortschritt gegenüber vorkapitalisatischen feudalen Verhältnissen darstellt. Dass die kapitalistischen Konkurrenzverhältnisse dennoch unmenschlich sind, was sich zum Beispiel am menschenverachtenden Umgang mit Hartz4-Beziehern zeigt, soll hier selbstverständlich nicht angezweifelt werden.
35. https://www.antifainfoblatt.de/artikel/%E2%80%9Ees-gibt-keine-rechte-islamkritik%E2%80%9C
36. http://www.ditib.de/default1.php?id=5&sid=9&lang=de
37. http://www.yxkonline.com/index.php/614-ditib-eine-politisch-ideologische-vorfeldorganisation-der-akp
38. http://www.ditib.de/detail_predigt1.php?id=173&amp%3Blang=de
39. http://juedischerundschau.de/ditib-antirassismus-heucheln-antisemitismus-leben/
40. http://versorgerin.stwst.at/artikel/mar-7-2016-1154/theologie-der-h%C3%B6lle
41. https://www.antifainfoblatt.de/artikel/%E2%80%9Ees-gibt-keine-rechte-islamkritik%E2%80%9C
42. https://www.hna.de/kassel/bettenhausen-ort94136/isis-waende-geschmiert-5185301.html
43. http://raccoons.blogsport.de/2015/06/29/isis-spruehereien-in-kassel-aufgetaucht/
44. Die Gruppierung „DawaFFM“ bezweckt als erklärtes Ziel die Missionierung zum politischen Islam und unterstützte in der Vergangenheit salafistische Infostände und Veranstaltungen und richtete Islamseminare aus. Zwischenzeitlich hat sich ein Ableger in Kassel gegründet, seit dem Frühjahr 2015 wurde die öffentliche Seite jedoch nicht erneuert.
45. Zur Ideologie von Millî Görüş schreiben die Genossen der Lotta: „Im Mittelpunkt steht nach außen hin zwar nicht die türkische Nation oder „Rasse“, sondern der Islam und die „Nizam Islami“ (Islamische Weltordnung). Doch hebt allein schon der Name Milli Görüs (Nationale Sicht) die Relevanz ultranationalistischer Elemente hervor. Wie bei den „Grauen Wölfen“ wird die Türkei als überlegene Nation imaginiert, die als Verbreiterin und Vertreterin des Islam fungieren soll. In dieser Vorstellung bildet das Osmanische Reich ein goldenes Zeitalter und stellt zugleich die Basis und Rechtfertigung für alle weiteren ideologischen Konstruktionen dar. Dabei beruft sich die Milli Görüs Bewegung auf eine überhistorische Wir-Gruppe, die sich gegen ihre Feinde zu Wehr setzen müsse.“ https://www.lotta-magazin.de/damals/pdf/48/l48_sp_unter_den_drei_halbmonden.pdf Die Flagge der drei Halbmonde fungiert dabei als übergeordnetes Symbol der verschiedenen Bewegungen und wird nicht nur von BBP oder MHP, sondern auch von der „Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş“ (IGMG) verwendet.
46. https://bgakasselblog.wordpress.com/unvollstaendige-chronik-des-antisemitismus-in-kasseler-und-politischer-dummheit/
47. http://raccoons.blogsport.de/2014/07/16/kasseler-zustaende-antizionistische-demonstration-erhaelt-unterstuetzung-von-links/
48. http://www.hna.de/kassel/jugendliche-kassel-angeworben-werden-nach-syrien-gehen-4824064.html
49. http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/seine-soehne-gingen-zum-is-vater-aus-kassel-sucht-in-syrien-nach-seinen-kindern-14447655.html
50. http://www.hna.de/kassel/salafismus-kasseler-moscheen-unter-beobachtung-2330621.html
51. http://starweb.hessen.de/cache/DRS/19/3/02493.pdf
52. https://vunv1863.wordpress.com/2015/10/31/bilal-philips-seminar-zur-islamisierung-der-erziehung/
53. http://www.focus.de/politik/deutschland/er-unterrichtete-an-schulen-doppelleben-anti-gewalt-trainer-kaempfte-fuer-is_id_4429164.html
54. https://vunv1863.wordpress.com/2016/05/01/kassel-feste-strukturen/
55. https://ojihad.wordpress.com/tag/abu-walaa/
56. https://www.hna.de/kassel/mitte-kassel-ort248256/salafisten-kamen-kasseler-moschee-6388955.html
57. https://vunv1863.wordpress.com/2016/03/13/al-kaida-in-sontra/
58. http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/salafist-murat-k-ein-messerstecher-vor-gericht-11924657-p2.html
59. https://ojihad.wordpress.com/tag/murat-k/
60. https://bgakasselblog.wordpress.com/2015/11/22/ditib-melsungen-die-lehre-ueber-den-jude
61. Die UETD stellt die Interessenvertretung der AKP im europäischen Ausland dar und hat bsp. die Solidaritätskundgebung für Erdogan im Juli in Köln organisiert. In Kassel sind UETD und DİTİB im selben Gebäude am Westring 47 in der Kasseler Nordstadt ansässig.
62. http://raccoons.blogsport.de/2016/07/17/500-tuerkische-nationalisten-demonstrieren-unbehelligt-in-kasseler-innenstadt/
63. http://www.ksta.de/koeln/guelen-anhaenger-ditib-heizt-stimmung-gegen–vaterlandsverraeter–an-24730360
64. Zur Ideologie türkischer Faschisten hat die antifaschistische Zeitschrift LOTTA schon 2012 einen umfangreichen Artikel veröffentlicht →
https://www.lotta-magazin.de/damals/pdf/48/l48_sp_unter_den_drei_halbmonden.pdf
65. Über Verstrickungen von islamischen Organisationen zur islamistischen Muslimbruderschaft berichtet der Informative Blog „Vorwärts und nicht vergessen“ → https://vunv1863.wordpress.com/2016/10/29/kaderkinder/ &
66. https://vunv1863.wordpress.com/2016/11/25/marburg-eine-stadt-liebt-die-muslimbrueder/
67. Der türkisch-islamische Dachverband „Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V.“ (ATİB) ist Spaltprodukt einer Auslandsorganisation der Grauen Wölfe (ADÜTDF) und stellt sich selbst als gemäßigt dar. Dass diese Abspaltung keine ideologische Mäßigung bedeutet, zeigt ein Artikel des Blogs „Kozmopolit“ (http://www.kozmopolit.com/haziran03/Dosya/islamistenatib.html) und der Blick in die Zentren der ATİB in Kassel, wo die Flagge der drei Halbmonde auf rotem Grund neben der Flagge der BRD an der Wand hängt und mit dem Wolfsgruß für die Kamera posiert wird.

500 türkische Nationalisten demonstrieren unbehelligt in Kasseler Innenstadt

Artikel vom 17. Juli 2016

Während nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei Präsident Tayyip Erdogan von seinen Anhängern in prototypisch islamfaschistischer Manier mit „Sag es und wir töten, sag es und wir sterben.“-Rufen empfangen wurde, sammelten sich am Samstag, den 16.07. auch in Kassel türkische Nationalisten, um ihren Rückhalt für das AKP-Regime zu demonstrieren. Etwa 500 Personen folgten dem Aufruf des Dachverbands der türkisch-islamischen Moscheen DİTİB und der Lobbyorganisation der AKP, UETD, sich ab 18:00 Uhr auf dem Königsplatz zu versammeln.
Die Szenerie war gezeichnet durch ein Meer von Türkei-Fahnen, vereinzelten Portraits Erdogans und Transparenten. Viele zeigten den „Wolfsgruß“, das Erkennungszeichen der „Grauen Wölfe“ und trugen Üç Hilal-Fahnen – die drei Halbmonde eben dieser rechtsextremen türkischen Gruppierung.
Immer wieder skandierte die Menge „Allahu Akbar“, weiterhin wurden Parolen gerufen wie „Şehitler ölmez, vatan bölünmez“ – „Märtyrer sterben nicht, das Land wird nicht geteilt“, “ Bu vatan bizimdir, bizim kalacak“ – „Das Land gehört uns, wird uns bleiben“ und “ Vatan sana canim feda“ – „[Mein] Land, dir sei mein Leben geopfert“. Der Imam der Mattenberger DİTİB-Gemeinde Semih Öğrünç hat unterdessen auf der Kundgebung in einem Gebet zum Märtyrertod aufgerufen:

Der islamfaschistische Charakter, der den Erdogan-Fans in der Türkei anhaftet, findet sich also zweifelsohne auch hier wieder: der Einzelne ist nichts, das islamisch-nationale Kollektiv alles.
Für den augenscheinlichen „Schutz“ der Veranstaltung zeichneten sich derweil Mitglieder der rockerähnlichen islamistisch-nationalistischen „Osmanen Germania“ verantwortlich, die sich martialisch um die Menge herum postierten. Über Informationen zu einzelnen Mitgliedern, eventuellen Treffpunkten oder sonstigen Aktivitäten, sind wir wie immer dankbar.
Die HNA entblödete sich derweil nicht, im Vorfeld Werbung für die Veranstaltung zu machen und in ihrem Bericht ein Bild der Demonstration zu zeichnen, das euphemistischer nicht hätte ausfallen können.

 

Das Problem heißt Islam

Artikel vom 16. Juni 2016

Das folgende Flugblatt verteilten wir am 15.06. auf der Mahnwache für die Opfer von Orlando

In der Nacht zum 12.06. richtete ein Attentäter in einem besonders bei homo- und transsexuellen Menschen beliebten Club in Orlando, USA ein verheerendes Blutbad an.
Seitdem häufen sich die weltweiten Solidaritätsbekundungen, die wohl stets gut gemeint sind, jedoch nicht immer dem Gegenstand gerecht werden. Sicherlich ist es richtig, einen homophob motivierten Täter zu vermuten, doch ist es ebenso wichtig, festzuhalten, dass Omar Mateen eben nicht „einfach nur“ einen homophoben Fanatiker darstellte. Es ist mittlerweile bekannt, dass der Sohn afghanischer Einwanderer ein praktizierender Moslem war, der sich in der Tatnacht offen zum IS bekannte. Und dies ist ein entscheidender Punkt für die politische Analyse der Ereignisse und deren Einordnung in einen Gesamtkontext.
Einen Kontext, welcher sich audrückt in zehn Ländern auf der Welt, denen allen der Islam als Staats- oder dominierende Religion gemein ist, in denen die Todesstrafe auf Homosexualität steht [1]. Oder in den 33 von 36 islamisch geprägten Ländern, in denen mindestens 75% der befragten Muslime Homosexualität als moralisch verwerflich ansehen [2].
Immer wieder werden nicht nur Homosexuelle, sondern auch Kritiker des Islam oder Frauen, welche sich nicht dem islamischen Patriarchat unterodnen, diskriminiert, verfolgt und getötet. Und was besonders drastisch in islamisch dominierten Ländern auftritt, wirft seine Schatten auch auf westliche Großstädte, in denen Homosexuelle zwar formell (großteils) gleichgestellt sind, jedoch vor allem in muslimisch-migrantisch geprägten Vierteln immer häufiger um ihr Wohl bangen müssen.
Frauenverachtung, Homophobie, wahnhafter Kollektivismus sowie die Verachtung des Lebens sind nicht bloß Auswüchse des Islam sondern diesem inhärent.
Dass Omar Mateen, der vor einigen Tagen mit einem Sturmgewehr jenen das Leben austrieb, die sich nicht mehr als der bloßen Lebensfreude schuldig gemacht hatten, ein islamischer Eiferer war, ist also kein Zufall. Vielmehr ist diese Tat als die konsequente Zuspitzung der islamischen Todesapologie zu interpretieren.
Eine Linke, die diesen Zusammenhang immer wieder gekonnt ausblendet, übt nicht nur Verrat an ihren eigenen Ansprüchen, sondern auch an jenen, welche in islamisch geprägten Gesellschaften Leben und, wenn sie nicht ins archaische Bild passen, tagtäglich unter ihnen zu leiden haben. Dabei hätten gerade die wenigen, die sich den barbarischen Zuständen widersetzen, Solidarität nötig und Stimmen, welche sich für sie stark machen, statt ihnen in kulturrelativistischer Manier und getrieben durch Pseudo-Antirassismus in den Rücken zu fallen.
Genau hier muss kommunistische Kritik, die es ernst meint, intervenieren und postulieren, was Tatsache ist: Der Angriff am 12.06. war eine Angriff auf die westliche Zivilisation, ein Angriff auf die (bürgerliche) Freiheit, ein Angriff auf eben jene, welche als besonders frevelhafte Vertreter dieser wahrgenommen werden, die Homo- und Transsexuellen. Durchgeführt durch einen Kämpfer des Islam, einen Kämpfer, der nicht wenige Bewunderer haben dürfte und dem, wie zu befürchten ist, noch einige folgen werden.
Bringen wir die Waffen der schonungslosen Kritik in Anschlag gegen die Ideologie, die diesen Kämpfern die Munition liefert.

Gegen die Apologeten des Todes!
Kommunistische Emanzipation statt Barbarei!

[1]https://www.washingtonpost.com/news/worldviews/wp/2016/06/13/here-are-the-10-countries-where-homosexuality-may-be-punished-by-death-2/?utm_term=.c723ec64e4f1
[2] http://www.pewforum.org/2013/04/30/the-worlds-muslims-religion-politics-society-morality/