„Festige unsere Schritte und hilf uns gegen das ungläubige Volk“ – Die Gruppe ‘Kassel Türk’ und die Mobilmachung gegen Griechenland

Die Facebookgruppe ‘Kassel Türk’ versteht sich als Vernetzungsplattform für in Kassel lebende Türkeistämmige. Die Gruppe hat circa 2700 Mitglieder und verbietet nach selbst erstelltem Regelkatalog „unmoralische Beiträge, Respektlosigkeit, Belästigung und Weiteres“.

Davon scheinen jedoch türkisch-nationalistische Beiträge nicht betroffen zu sein, wie die jüngsten Beispiele der islamisch-nationalistischen Mobilmachung gegen Griechenland deutlich machen. Hintergrund ist der Streit der beiden Natopartner um maritime Gasvorkommen vor griechischen Inseln, die nach dem Vertrag von Lausanne zu Griechenland gehören.

Die türkische Regierungskoalition aus der ultranationalistischen MHP und Erdoğans islamistischer AKP versucht jedoch die Schmach der Niederlage des osmanischen Reiches zu revidieren und erneut an die Größe des Kalifats anzuschließen. Bedeutsam sind hierfür neben dem schwelenden Konflikt mit Griechenland der türkische Angriffskrieg auf kurdische Gebiete im Irak und in Syrien, die Einmischung in den libyschen Bürgerkrieg sowie der Wunsch Erdogans als Sprachrohr aller Muslime der Welt aufzutreten.

In der Gruppe ‘Kassel Türk’ vollziehen Erdoğans Schergen, die wohlgemerkt Administratoren der Gruppe sind, die neoosmanische Mobilmachung: Ibrahim Tekin teilt ein Video aus dem Mittelmeerraum zwischen der Türkei und Griechenland wo Fans des Istanbuler Clubs Beşiktaş mit mehreren Booten auf See den Sieg der Mannschaft feiern. Diese bezeichnet er als Navy und sieht darin den Grund warum die Türkei keine Armee bräuchte, um Griechenland zu besiegen, wobei der faschistische Wolfsgruß im Post nicht fehlen darf.

In der Ideologie der Volksgemeinschaft ist jeder Soldat

Selahittin Özdemir teilt direkt ein Bild der türkischen Kriegsmarine mit einem Ausschnitt der Sure 3, Vers 147, in der Allah angerufen wird, zum Sieg über die Ungläubigen beizutragen. Das Ganze stößt in der Community nicht auf Widerspruch oder Diskussionsbedarf, sondern es wird von mehreren Mitgliedern der Gruppe der Gebetsruf wiederholt.

Mit Allah für den Sieg

Die Kasseler Ibrahim Tekin und Selahittin Özdemir sind keine unbekannten Akteure und kennen sich auch gegenseitig: im Jahr 2018 waren sie Teil einer offiziellen Delegation der türkischen Religionsbehörde Diyanet, um Hilfsprojekte in Burkina Faso zu unterstützen.

friendly face of terror: Özdemir (2.v.l.) und Tekin (4.v.l.) als Deligierte

Im selben Jahr haben beide an einer Reise mit dem Hassprediger der Mattenberger DITIB Moschee Semih Öğrünç (Predigt im Artikel von 2016) in die Türkei teilgenommen, wo sie unter anderem das Denkmal der Schlacht von Çanakkale besuchten. Im ersten Weltkrieg wurden die Briten vom osmanischen Reich an der Meerenge von Çanakkale triumphal besiegt, was von Erdogan und seinem Gefolge heutzutage als Sieg des Islam über westliches Kreuzrittertum mystifiziert wird. Daher ist es auch nicht zufällig, dass sich die Gruppe junger Männer der DITIB-Reise mit dem islamistischen Handzeichen des erhobenen Zeigefingers vor den Soldatenbildnissen positionieren.

Mit DITIB-Tours in Çanakkale für Märtyrertod, Gott und Vaterland

Tekin und Özdemir haben ihr politisches Zuhause in Kassel in der DITIB-Moschee in Mattenberg und der islamistischen Graue Wölfe Moschee in der Kasseler Bunsenstraße gefunden und dürften sich dort unter ihren Gesinnungsbrüdern und -schwestern pudelwohl fühlen.

Tekin und friends mit Handzeichen der Muslimbrüder // Selfie im Graue Wölfe Zentrum

Akteure wie Tekin und Özdemir, die die islamistisch-nationalistische Staatsdoktrin der Türkei in Deutschland verbreiten gibt es in Kassel und Nordhessen en masse. Sie finden sich in den islamischen Verbänden von DITIB, der Millî Görüş und den Grauen Wölfen, aber durchaus auch unorganisiert. Sie schüren in ihren Zentren und politischen Gesprächsrunden zu Hause die Feindbilder der türkischen Nation – seien es Kurden, Aleviten, Griechen oder Armenier – und machen Stimmung für die türkischen Angriffskriege wie im Falle von Afrin (2018) und Rojava (2019).

Die in der türkischen Community weitverbreiteten islamistischen wie auch nationalistischen Einstellungen bedeuten jedoch nicht, dass es in der Türkei wie auch in der türkischen Community im Ausland keine demokratische Opposition gäbe, auch wenn diese enormen Anfeindungen und Repressalien ausgesetzt ist. Diese demokratische und säkulare Opposition und nicht die Islamfaschisten und Nationalisten von DITIB und deren ideologische Komplizen sollten Ansprechpartner für die Politik auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene sein. Es gilt die geltenden Staatsverträge aufzukündigen, Gelder zu streichen, Kollaborationen und Projekte zu beenden und die Faschisten überall dort, wo sie auftreten, zu demaskieren.

Jedes Treffen, jede Partnerschaft, jede gemeinsame Aktivität, so klein und belanglos sie auch erscheint, ist ein kleines Glied in der Legitimationskette, die Islamisten zu schmieden versuchen.

Faschisten in der Nachbarschaft geoutet

Gestern haben wir 400 Flugblätter in der Nachbarschaft des Graue Wölfe Zentrums in der Rothenditmolder Straße 19a verteilt:

Faschisten in der Nachbarschaft!

Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,

in der Rothenditmolder Straße 19 betreibt die sogenannte „Förderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland e.V.“ (abgekürzt ADÜTDF) ein Vereinsheim mit der angegliederten Sultan-Alparslan-Moschee. Der harmlos klingende Dachverband ist die deutsche Organisation der türkisch-faschistischen „Partei der nationalistischen Bewegung“, besser bekannt unter dem Kürzel MHP.

Entstanden ist die türkische Partei 1969, die europäische Auslandsorganisation folgte einige Jahre später. Der Gründer der Partei, Alparslan Türkes, war während des zweiten Weltkriegs Oberst in der türkischen Armee und dort Kontaktmann der Türkei zur NSDAP. In seinen Reden hat sich Türkes direkt auf Hitlers „Mein Kampf“ bezogen, so wundert es auch nicht, dass jedes Mitglied der Partei ihn mit dem Titel „Basbugum“ (Mein Führer) anreden musste.

Das Türkentum ist eine von Religion und Rasse geschaffene Substanz. Die Rasse hat Gott gegeben… Die Größe der türkischen Rasse wird am Wert der anderen Rassen gemessen. Und die türkische Rasse ist wertvoller als die anderen Rassen.“ – Alparslan Türkes

Die MHP zielt auf eine starke türkische Nation, die sich durch Islam einerseits und durch Blutsabstammung andererseits definiert. Dabei sollen die Gebiete der sogenannten „Turkvölker“ aufgrund vermeintlich rassischer Zugehörigkeit in die türkische Nation eingegliedert werden, ein Gebiet von Anatolien bis in das heutige China.

Das Logo der MHP bildet drei Halbmonde auf rotem Grund, was die Herrschaft über die drei Kontinente Afrika, Asien und Europa symbolisiert und in direkter Kontinuität zum Osmanischen Reich steht, dessen Kriegsflagge drei Halbmonde auf grünem Grund darstellte. Eben jene Flagge wird auch auf dem Schild des Kasseler Vereinsheims abgebildet und der Name der Moschee bezieht sich auf einen osmanischen Sultan, der für Vernichtung und Expansion bekannt war.

Der Kasseler Ableger der ADÜTDF organisiert Veranstaltungen mit faschistischen Musikern und Politikern aus der Türkei, organisiert den Wahlkampf für die MHP in Deutschland und versucht türkische Migranten mit Lebensmittelpunkt in Kassel an die Parteiinteressen der MHP zu binden.

In Deutschland zählt die ADÜTDF circa 7.000 – 10.000 Mitglieder und ist in über 150 Vereinen organisiert. Deutschlandweit sind die Verbände streng hierarchisch aufgebaut und in verschiedene Regionen aufgeteilt.

Obwohl die inhaltliche Ausrichtung der türkischen MHP und des deutschen Verbands ADÜTDF klar scheint, kann der Kasseler Ableger seine Aktivitäten weitestgehend ungestört ausleben, regelmäßig Veranstaltungen und bundesweite und innerstädtische Vernetzungstreffen ohne Widerspruch organisieren und Jugendliche der Ideologie gemäß schulen.

Wir wollen diese Aktivitäten nicht unwidersprochen hinnehmen und rufen auch Sie auf, gegen faschistische Bestrebungen in der Nachbarschaft vorzugehen!”

 

Zur DITIB Kassel Mattenberg und ihrer fatalen Normalisierung durch bürgerliche Bündnispartner

Die DITIB-Gemeinde im Kasseler Stadtteil Mattenberg hat sich in den letzten Jahren, besonders seit dem gescheiterten Sturz und dem darauffolgenden politischen Aufstreben Erdogans 2016, immer deutlicher politisch positioniert. Als zentralistisch organisierter Verband sind die DITIB-Gemeinden Deutschlands direkt der türkischen Behörde für Religionsangelegenheiten Diyanet, und somit Erdogans AKP-Regierung, angegliedert. Dementsprechend verschärfen sich die politischen Zustände nicht nur innerhalb Erdogans protofaschistischer Diktatur der Türkei; auch in DITIB-Gemeinden in Deutschland weht der Wind islamistisch-nationalistischer Bestrebungen und somit des faschistoiden Gedankenguts der Regierungsparteien AKP und MHP. Dies zeigte sich während der türkischen Militärinvasionen in Afrin und Rojava in allen DITIB-Gemeinden Kassels, die DITIB Mattenberg fiel jedoch bereits kurz nach dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 besonders auf:

Der damalige Imam Semih Öğrünç schwor die Anhänger seiner Gemeinde in Reaktion auf die gescheiterte Entmachtung Erdogans auf die türkische Nation und Vaterland ein. Auf dem Königsplatz der Kasseler Innenstadt rief er in einem Gebet vor einer Gruppe von etwa 500 Personen zum Märtyrertod für die Türkei auf. Immer wieder skandierte die Menge dabei „Allahu Akbar“ oder Parolen wie „Şehitler ölmez, vatan bölünmez“ – „Märtyrer sterben nicht, das Land wird nicht geteilt“; “ Bu vatan bizimdir, bizim kalacak“ – „Das Land gehört uns, wird uns bleiben“ und “ Vatan sana canim feda“ – „[Mein] Land, dir sei mein Leben geopfert“. Öğrünç predigt den siegreichen Krieg der türkischen Gläubigen: „ Oh Herr, mit Hochachtung an unsere Märtyrer die Çanakkale[1] zur undurchdringlichen Legende machten. An die Krieger die den Moslemen die anatolischen Türen öffneten, an die osmanischen Krieger, die die Fahnen auf der Festungsmauer Istanbuls hissten.“

DITIB Mattenberg Imam Semih Öğrünç auf dem Königsplatz bei der Arbeit

Trotz der Publikmachung und Übersetzung eines Videos, welches Öğrünç und seine Anhänger beim Gebet, besessen von fanatischem Märtyrer-Nationalismus und Führerkult-Ideologie zeigt, zogen weder Gemeinde noch Stadt Konsequenzen; DITIB erhält auch weiterhin Gelder der Stadt Kassel. Erst im Dezember 2018, nicht etwa in Konsequenz seiner Äußerungen, wurde Öğrünç feierlich durch die Moscheegemeinde nach abgelaufener fünfjähriger Amtszeit zurück in die Türkei verabschiedet.

Abschiedfeier für Öğrünç im Dezember 2018

Geändert hat sich an der politischen Ausrichtung der Gemeinde, auch aufgrund der zentralistischen Organisationsstruktur und der Entsendung der Imame durch die türkische Diyanet, seitdem jedoch nichts. Regelmäßig organisiert die DITIB Mattenberg, auch in der eigenen Moschee, gemeinsame Veranstaltungen mit anderen Kasseler Gemeinden, die unter anderem dem rechtsextremen Spektrum der sogenannten „Grauen Wölfe“ zugeordnet werden können (bspw. ADÜTDF, ATIB, ATB und Milli Görüs).

Versammlung faschistischer Jugendorganisationen in der DITIB Mattenberg Moschee

Die Vernetzung der DITIB Mattenberg mit islamistisch-nationalistischen Rechtsextremen und die Offenlegung der eigenen faschistoiden Ideologie in aller Öffentlichkeit auf dem Königsplatz, scheint einige Kasseler Akteure der bürgerlichen Gesellschaft, die normalerweise demokratische Werte für sich beanspruchen, jedoch nicht zu beeindrucken. So gastierte Ex-Oberbürgermeister Bertram Hilgen, verkleidet als türkischer Sultan, bereits 2017, wohlgemerkt nach dem Märtyrer-Gebet auf dem Königsplatz, bei einer – Zitat Hilgen – „kleinen folkloristischen Einlage“ auf einem Moscheefest der Gemeinde.

Sultan Bertram Hilgen als Kulturversteher

Im Wahljahr 2019 tat es ihm die aktuelle Kasseler SPD-Fraktion gleich und posierte, ebenfalls auf einem Gemeindefest, für Fotos und den Öffentlichkeitsauftritt der Mevlana Moschee Mattenberg. Kritischer schien die Kasseler Sozialdemokratie hinsichtlich der öffentlichen Positionierung zu türkischen Rechtsextremen nach dem vielfach thematisierten Sultan-Fauxpas Hilgens nicht geworden; lediglich die Verkleidung als Kalifats-Oberhaupt ließen Anke Bergmann und Patrick Hartmann diesmal bleiben.

SPD Kassel zu Besuch bei Rechtsextremen

Zu Beginn dieses Monats veröffentlichte die HNA zudem einen an politischer Naivität nicht zu überbietenden Artikel über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Moschee-Gemeinde. Berichtet wird davon, dass Jugendliche für ältere Gemeindemitglieder einkaufen gehen, welche Schwierigkeiten sich bei Versammlungsverboten zu Ramadan ergeben und nicht zuletzt von Onlinepredigten: „Um sich trotzdem tröstend an viele Menschen zu richten sind jetzt an der Mevlana-Moschee in Oberzwehren zwei große Banner ausgerollt worden mit der zweisprachigen Aufschrift in Türkisch und Deutsch: Wir halten zusammen.“, schreibt die Autorin der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen Christina Hein.

Selbstinszenierung par excellence

Die Imame und zudem die explizit erwähnte Imamin erhalten einen wohlwollenden, multikulti-beschwörenden Artikel lang Platz, ihre Sorgen um die älteren Mitglieder der Gemeinde darzustellen. Predigten für den Märtyter-Tod in aller Öffentlichkeit, neoosmanische Expansionsbestrebungen oder die strikte Geschlechtertrennung in den Gebetsräumen sowie die strukturelle Unterdrückung der Frau durch islamische Religionspraktiken, nicht zuletzt die Verschleierung, finden in Heins Artikel keine Erwähnung.

Rechtsextremistische türkische Organisationen, wie auch die DITIB Gemeinde Mattenberg, werden durch den reaktionären Multikulturalismus bürgerlicher Akteure, in diesem Fall und auch sonst besonders häufig durch die Kasseler SPD und die HNA, also weiterhin fälschlicherweise als potentielle Bündnispartner demokratischer Institutionen normalisiert. Faschistische Momente wie Rassenideologie, Nationalismus, Führerkult oder blinder Gehorsam bis in den Tod bleiben von der deutschen Mehrheitsgesellschaft weiterhin unerkannt oder verschwiegen. Die deutsch-türkischen Verbände DITIB, Milli Görüs, oder die „Grauen Wölfe“ ATIB, ATB und ADÜTDF, können, gestützt durch deutsche Politik und Medien, ihren Schafspelz der vermeintlich gemäßigten, unpolitischen Religionsgemeinschaft weiter aufrechterhalten.

Es gilt ihre Ideologie weiterhin zu demaskieren und ihre Kollaborateure als solche zu benennen!

 

[1] Eine Stadt in der heutigen Türkei, bei der im ersten Weltkrieg osmanische Truppen einen britisch-französischen Angriff abwehrten. Heute bildet die Erinnerung an Çanakkale einen Teil des Mythos des überlegenen „Türkentums“.

Zur AKP in der Kasseler Nordstadt und der Person Seyfettin Eryörük

Bereits im Oktober vergangenen Jahres wurde bekannt, dass die DITIB Kassel Stadtmoschee ein neues Bauprojekt plant und sie die Baugenehmigung durch die Stadt bereits erhalten hat (Unsere Pressemitteilung). Am Westring 47 in der Kasseler Nordstadt, direkt neben dem derzeitigen Vereinszentrum der Gemeinde, wurde das Baugrundstück bereits großräumig freigelegt. In der Ortsbeiratssitzung des Kasseler Stadtteils Ende November wurde das Projekt durch einen Vertreter der DITIB vorgestellt und ist dankenswerterweise auf Kritik einiger Besucher gestoßen, die dem islamischen Verein Zusammenarbeit mit dem türkischen Staat, Nähe zur türkisch-islamistischen ‘Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung’ (AKP), Unterstützung der Unterdrückung von Kurden in der Türkei und Spionage für den türkischen Geheimdienst MIT vorgeworfen haben. Zudem wurden auf die faschistischen Handzeichen der nationalistischen Grauen Wölfe und der islamistischen Muslimbruderschaft vor der Moschee im Zuge einer kurdischen Demonstration verwiesen.

Der Vorstandsfunktionär der DITIB Kassel Stadtmoschee Seyfettin Eryörük dementierte alle Vorwürfe und gab sich in typischer Manier dialogbereit, weltoffen und wartete mit der vielbeschworenen Lüge auf, dass DITIB mit Politik nichts zu tun habe (Die HNA berichtete über die Sitzung).

Dass die DITIB ein dezidiert politisch-islamistischer Verein auf türkischer Regierungslinie ist, ist mittlerweile ein offenes Geheimnis; DITIB ist zentralistisch aufgebaut, die Imame sind türkische Staatsbürger und predigen in den deutschen Moscheegemeinden Inhalte die vom türkischen Ministerium für Religionsangelegenheiten vorgegeben werden. Die Faschisierung durch die AKP-Regierung in der Türkei hat damit in den über 900 Moscheegemeinden der DITIB direkte Ableger in Deutschland.

Das Ziel der AKP ist die Re-Islamisierung der Gesellschaft und der Abbau des Laizismus. Sie hat in ihrer Regierungsphase beispielsweise den islamischen Religionsunterricht für alle Schüler verpflichtend erklärt, die Wahlfächer „Koran“ und „Das Leben des Propheten“ eingeführt, das Kopftuchverbot an den Universitäten gekippt und ein Gesetz erlassen, dass jeder Universität eine Moschee angegliedert werden soll oder aber auch versucht, das heiratsfähige Alter für Mädchen korangemäß auf neun Jahre zu senken, was aufgrund von Protesten jedoch nicht durchgesetzt wurde. Erdoğan und seine AKP wirken jedoch nicht nur in die Gesellschaft des türkischen Staates, sondern betreiben in osmanischer Tradition auch die Islamisierung nach außen durch Expansion und Krieg. Nach nur einem Jahr türkischer Besatzung des kurdischen Kantons Afrin wurden Kurden vertrieben und stattdessen syrische Islamisten im Gebiet angesiedelt, Schulen wurden abgerissen und geschlossen, Frauen wurden unter den islamischen Schleier gezwungen und die türkische Religionsbehörde bestimmt die Inhalte der Freitagspredigten.

Daher dürfte auch nicht verwundern, dass in Moscheen der DITIB Kinder den Märtyrertod fürs Vaterland nachstellten, für den Krieg gegen die kurdischen Gebiete Afrin und Rojava gebetet wird (unsere Stellungnahmen zu den Fällen aus Kassel von 2018 und 2019), die DITIB der Spionage für den Geheimdienst bezichtigt wird und mit den faschistischen grauen Wölfen paktierte (Unsere Stellungnahme). Der hessische Rundfunk hat in den vergangenen Jahren mehrfach zu DITIB recherchiert und seine Ergebnisse veröffentlicht, die wir an dieser Stelle hinzufügen wollen.

Video des HR vom Januar 2017 über DITIB-Hetze gegen Juden und Christen

Video des HR vom Februar 2018 über das Beten für den heiligen Krieg in einer DITIB Moschee

DITIB, die AKP und die Figur Eryörük

Die Mär der Unabhängigkeit vom türkischen Staat und Erdoğans Regentschaft sowie der unpolitischen Haltung ist mit Blick auf den Bundesverband der DITIB leicht zu widerlegen. Gleiches gilt für die DITIB Kassel Stadtmoschee und deren Funktionär Seyfettin Eryörük, der im Ortsbeirat mit eben jener Lüge aufkam.

Eryörük ist dabei nicht nur Funktionär des Moscheeverbandes, sondern zudem Abgeordneter im Kasseler Ausländerbeirat sowie Gründungsmitglied und erster Vorsitzender des Vereins ‘Union Internationaler Demokraten’ (UID; früher UETD), die sich als unabhängige Interessenvertretung türkischer Migranten weltweit inszeniert, jedoch offensichtlich als Auslandsorganisation der türkischen AKP-Regierung und Erdoğans agiert und sich in Kassel die Räumlichkeiten mit der DITIB Kassel Stadtmoschee teilt.

Eryörük als Vorsitzender von UID und DITIB Kassel Stadt mit den türkischen Generalkonsuln aus Berlin und Frankfurt in Kassel

Zur Arbeitsweise der UID gehört unter anderem die Infrastruktur bei türkischen Wahlen und Abstimmungen bereitzustellen, um die in Deutschland lebenden AKP Wähler möglichst einfach zum nächstliegenden türkischen Konsulat zu befördern und den Machterhalt der AKP mit zu sichern.

Eryörük vorne links mit Erdoğan im Hotel Conrad in Brüssel

In den vergangenen Jahren war Eryörük der Hauptkoordinator dieses AKP Wahlkampfes in Kassel, 2015 startete man beispielsweise mit mehreren Reisebussen, AKP- und Türkeifahnen von der DITIB Kassel Stadtmoschee direkt zum türkischen Konsulat nach Frankfurt. Die social media Präsenz der AKP in Kassel bedankte sich im Zuge dessen bei ihrem Präsidenten Seyfettin Eryörük.

‘Präsident’ Eryörük mit AKP Fahne vor der DITIB Kassel Stadtmoschee

Als im Jahr 2017 in der Türkei über die Errichtung einer Präsidialdiktatur abgestimmt wurde, trugen DITIB und die UID in Kassel dazu bei, dass 70 Prozent der in Deutschland abgegebenen Stimmen für das Präsidialsystem gestimmt haben. Die Busse starteten erneut von der DITIB Kassel Stadtmoschee und die Mitglieder der Gemeinden zeigten sich sichtlich ausgelassen, in einem Video wird mit dem faschistischen Wolfsgruß und dem Rabiagruß der Muslimbruderschaft die Anhängerschaft auf Facebook gegrüßt und auf jedem Pausenfoto mit beiden Handzeichen posiert, welche beispielhaft für die Synthese von Islamismus und Nationalismus in der Ideologie der AKP und deren Anhängerschaft stehen. (Ausführlicher in der von uns veröffentlichen Broschüre über türkische Faschisten in Deutschland).

Ausgelassene Szenen aus einem Bus der UID 2018; Eryörük zeigt den Rabia- und sein Sitznachbar den Wolfsgruß

Eryörük vorne mit Anzug und Rabiagruß

Dass es sich bei DITIB nicht wie von Eryörük in der Ortsbeiratssitzung behauptet, um einen unpolitischen Verein handelt, dessen Mitglieder keine faschistischen Einstellungen aufweisen würden, ist somit evident. Wie dreist Eryörüks Lüge tatsächlich ist, zeigt das im Ortsbeirat besprochene Fallbeispiel im Zuge der Solidaritätsdemonstration für das kurdische Afrin 2018, die auch an der DITIB Kassel Stadtmoschee vorbeizog. Vor der Moschee zeigten Personen erneut Wolfs- und Rabiagruß und Eryörük behauptete, diese Menschen hätten nichts mit der Moschee zu tun. Zwischen einem Geistlichen und einer Person die den Wolfsgruß zeigt steht Eryörük in Person und zeigt mit dem islamistischen Gruß der Muslimbruderschaft in Richtung der Demonstration.

Eryörük hintere Reihe (3.v.r.) mit Rabiagruß

Wir hoffen mit unserer Recherche dazu beitragen zu können, die Expansion der Islamisten in Kassel einzuschränken.

Die islamistische Doppelstrategie offen legen und bekämpfen!

Dem Islamfaschismus entgegen!

Kein Mord im Namen der Ehre!

In der Nacht zum 08. März wurde in Kassel und Osnabrück anlässlich des Frauenkampftags plakatiert. Denn für Frauenrechte einzustehen bedeutet auch auf die zahlreichen Opfer von Ehrenmorden aufmerksam zu machen.
Kein Mord im Namen der Ehre!

Erinnern heißt kämpfen – Gegen den islamischen Tugendterror

Wir gedenken Hatun Aynur Sürücü.

Heute vor 15 Jahren wurde Hatun Sürücü ermordet, weil sie ein freies Leben, unabhängig von den strengen Wertvorstellungen ihrer islamischen Familie, wählte. Ihr Bruder richtete sie hin, weil sie sich “wie eine Deutsche benommen hat” und ihr westlicher Lebensstil die ‘Ehre’ der Familie befleckte.

Erinnern heißt kämpfen – Gegen den islamischen Tugendterror

 

hatun sürücü

Keine Kooperation mit der islamistischen Al Huda Moschee!

Folgenden Brief haben wir an die Kooperationspartner des Islamischen Zentrums Kassel geschickt und dokumentieren ihn an dieser Stelle:

“Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben im März vergangenen Jahres auf die politische Ausrichtung des Islamischen Zentrums Kassel (IZK) und der ihr angegliederten Al Huda Moschee aufmerksam gemacht: Die Koranexemplare der verbotenen salafistischen „Lies!“-Kampagne wurden in den Räumlichkeiten des IZK gelagert, Mitglieder der Kampagne haben den Koranunterricht in der Al Huda Moschee besucht und es werden Seminare einer „Islamic Online University“ angeboten, die von Islamisten organisiert wird und die „Islamisierung des Bildungssystems“ zum Ziel hat. Der ägyptische Imam der Gemeinde Mahmoud Abdulaziz solidarisierte sich 2013 mit den Protesten der islamistischen Muslimbruderschaft in Ägypten und war Gründungsmitglied der geplanten ersten muslimischen Kindertagesstätte in Kassel. Darüber hinaus wird die Moschee vom Verfassungsschutz als salafistisch beeinflusst eingestuft und die Hessenschau berichtete über den islamistischen Charakter der Moschee anlässlich der geplanten Kita.

Unsere Pressemitteilung:

https://raccoonsantifa.noblogs.org/post/2019/04/15/pm-erste-muslimische-kindertagesstatte-in-kassel-zusammen-mit-islamisten/

Bericht der Hessenschau:

https://www.hessenschau.de/gesellschaft/verfassungsschutz-bestaetigt-salafismus-verdacht-gegen-kasseler-kita,salafismus-verdacht-gegen-kita-100.html

&

https://www.hessenschau.de/gesellschaft/cdu-will-moegliche-verbindung-von-kasseler-kita-zum-salafismus-pruefen,kita-sonnenschein-100.html

Bericht der Lokalzeitung zum IZK:

https://www.hna.de/kassel/wesertor-ort123033/kasseler-moschee-unter-beobachtung-ministerium-prueft-vorwuerfe-gegen-vorsitzenden-ngz-10773969.html

Einschätzung der Islamexpertin Sigrid Herrmann-Marshall:

https://vunv1863.wordpress.com/2018/11/26/kassel-salafistische-einfluesse-auf-gefluechtete-und-kinder/

Viele Gründe also, das IZK und die Al Huda Moschee als Integrationshindernis und Zentrum islamistischer Agitation einzustufen, das ideologisch den Werten der Demokratie zuwider läuft.

Dennoch ist diese Brisanz nicht bei städtischen und zivilen Organisationen angekommen. Immer wieder besuchen Schulklassen die Räumlichkeiten der Moschee, der Ausländerbeirat der Stadt Kassel organisiert gemeinsame Veranstaltungen, es werden interreligiöse Abende mit der katholischen und evangelischen Kirche durchgeführt und das Stadtteilzentrum Wesertor tritt als Sponsor für Veranstaltungen im IZK auf.

Im vergangenen Jahr haben nun auch mindestens zwei Veranstaltungen mit der Kasseler Universität in den Räumen der Al Huda Moschee stattgefunden: zum einen wurde am 19. Juni mit dem International Center for Development and Decent Work der Universität Kassel eine Studentengruppe als Teil eines Austauschprogramms durch die Moschee geführt und zum anderen wurde ein Info-Nachmittag der Universität für Geflüchtete im IZK organisiert, obwohl gerade der Vorsitzende der islamistischen Moschee, Omar Dergui, überregional in der Kritik stand, weil er beruflich in der Flüchtlingsbetreuung tätig ist.

Die politische Mimikry islamistischer Verbände muss aufgedeckt und jegliche Zusammenarbeit mit diesen beendet werden!

Das IZK und die Al Huda Moschee sind kein Freizeitzentrum liberaler Muslime, sondern ein Hort des Islamismus, dem der Geldhahn abgedreht und die Unterstützung versagt werden muss!

Viele Grüße

raccoons – antifaschistische Gruppe aus Kassel

raccoonsantifa.noblogs.org”

 

Die Universität lädt ein

Schulbesuche im IZK

Interreligiöser Abend mit der katholischen und der evangelischen Kirche

Fußballevent des IZK unter der “Schirmherrschaft” des Ausländerbeirats der Stadt

Stadtteilzentrum Wesertor “Offen für Vielfalt” als Unterstützer des Frühlingsfestes des IZK

Delegation des “International Center for Development and Decent Work” der Universität Kassel

Nieder mit der islamischen Republik!

Wir waren gestern auf der Kundgebung in Solidarität mit den Protesten im Iran und haben folgendes Flugblatt an Passanten verteilt:

Blutiges Jubiläum des iranischen Mullah-Regimes

Nieder mit der islamischen Republik!

Vor 40 Jahren hat sich der islamische Klerus an die Spitze der antimonarchischen Revolution gesetzt, die sogenannte „Islamische Republik Iran“ ausgerufen und eine religiös begründete Diktatur geschaffen. Innerhalb des schiitischen Gottesstaats gilt das Rechtssystem der Scharia, der Schleier für die Frau ist obligatorisch und für Ehebruch, „Verstöße gegen Moral“, Gotteslästerung oder den Abfall vom Glauben kann im Iran die Todesstrafe vollstreckt werden.

Das Regime der Mullahs richtet sich dabei gegen jegliche Opposition im Inneren. Parteien wurden nach der Revolution 1979 verboten, ihre Mitglieder inhaftiert, gefoltert und hingerichtet. Das tägliche Leben wurde durch einen moralischen Kodex geregelt und Frauen mit Bekleidungsvorschriften zur islamischen Konformität gezwungen. Die paramilitärische ‘iranische Revolutionsgarde’ wurde geschaffen, um die Einhaltung der islamischen Ordnung zu überwachen und durchzusetzen. Dabei bedient sich das Regime strikter Gewalt, seit seinem Bestehen sind mehrere 10.000 Menschen in iranischen Gefängnissen und Kerkern, aber auch öffentlich hingerichtet worden, darunter alleine 4.000 vermeintliche oder tatsächliche Homosexuelle.

Die Bekämpfung des inneren Feindes geht mit Drohgebärden gegenüber dem äußeren Feind einher und es wird sich auf den heiligen Krieg gegen die Vereinigten Staaten und die Vernichtung des jüdischen Staates Israel eingeschworen. Diese Drohungen sind nicht nur leere Worthülsen: das iranische Regime finanziert Terrornetzwerke in den palästinensischen Autonomiegebieten, in Syrien, im Irak, im Libanon und im Jemen, führte Bombenanschläge auf jüdische Einrichtungen in Argentinien durch und beschoß Israel aus Syrien und dem Libanon immer wieder mit Raketen. Erst vergangenen Jahres wurde aufgedeckt, dass das iranische Regime die Anschläge auf das World Trade Center in Amerika mit ermöglicht hat. Doch immer wieder lehnen sich Menschen innerhalb des Landes gegen das Mullah-Regime auf. Die derzeitigen Proteste mögen sich an der Anhebung des Benzinpreises entzündet haben, doch sind die Forderungen der Protestierenden umfassender.

Die Parolen richten sich gegen die Finanzierung der Hisbollah und der Hamas, der Einmischung in globale Krisenherde, gegen Korruption, gegen die Diktatur und den islamischen Staat als Solchen. Das Regime antwortet in gewohnter Manier mit harten Repressionen, mittlerweile sind mehr als 200 Personen getötet und etwa 3.000 Personen verletzt worden.

Die Bundesregierung versucht sich nach altem Muster in diplomatischen Beschwichtigungen, ganz so als könne mit den Islamfaschisten im Iran durch Dialog ein Konsens im Sinne der Bevölkerung gefunden werden. Gleichzeitig unterminieren sie den Versuch der USA, dem Regime tatsächlich den Geldhahn zuzudrehen und auf einen demokratischen Staat Iran hinzuwirken.

Während die Vereinigten Staaten aus dem Atomdeal ausgestiegen sind und die Sanktionen wieder aufgenommen haben, machten die Europäische Union und der deutsche Bundestag deutlich, dass sie an der Seite der Mullahs stehen, indem sie eine Plattform zur Umgehung der amerikanischen Sanktionen initiierten und dabei Zuspruch von AFD bis Linkspartei erhielten.

Es gilt das berechnende Appeasement der Bundesregierung und der Europäischen Union gegenüber dem Mullah-Regime zu thematisieren und anzugreifen.

Nieder mit der islamischen Republik!

سرنگون باد جمهوری اسلامی ایران

raccoons – kommunistische Gruppe

raccoonsantifa.noblogs.org

PM: DITIB baut neue Moschee in der Nordstadt

Am 31.10.2019 veröffentlichte die DITIB-Gemeinde „Kassel Stadt“, dass sie die Genehmigung zum Bau einer neuen Moschee erhalten habe. Am Westring 47 in der Kasseler Nordstadt, direkt neben dem derzeitigen Vereinszentrum der Gemeinde, wurde das Baugrundstück bereits großräumig freigelegt.

Das Gelände im Westring

Posieren vor dem Rathaus nach der Erlaubnis des Baus durch die Stadt

Bei DITIB, der „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.“ handelt es sich, mittlerweile bekanntermaßen1, um einen nationalistisch-islamistischen Moscheeverband, der der türkischen Behörde für Religionsangelegenheiten Diyanet, und somit Erdogans AKP-Regierung, direkt unterstellt ist. Die ideologische Ausrichtung in allen zentralistisch organisierten DITIB-Gemeinden entspricht denen der islamistischen „Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung“, AKP; aus der Türkei entsandte Imame predigen regierungskonforme Inhalte2. Dazu gehörte bereits mehrfach auch die Mobilmachung gegen Kurdistan: In deutschen Kulturvereinen wird die Community bei Militäreinsätzen gegen Afrin oder Rojava auf Nation und Vaterland eingeschworen, die neoosmanischen Expansionsbestrebungen der Türkei werden in sämtlichen deutschen Provinz-Moscheen mitgefeiert und mitgefühlt3.

Auch die DITIB-Gemeinde der Kasseler Stadtmoschee stellt diesbezüglich keine Ausnahme da. Im Gegenteil: 2018 zeigten ihre Mitglieder die nationalistisch-islamistische Gesinnung gegenüber einer Solidaritätsdemonstration für Afrin ganz offen und posierten mit den faschistischen Erkennungszeichen, dem sogenannten „Wolfs-Gruß“ und dem „Rabia-Gruß“, vor dem Eingang der Stadtmoschee4.

Wolfs- und Rabiagruß vor der DITIB Stadt Moschee

Trotz offen faschistischer Positionierung und der Publikmachung dieser, bezieht „DITIB Kasseler Stadtmoschee e.V.“ nach wie vor finanzielle Unterstützung durch die Stadt Kassel und die Vereinskasse ermöglicht, mit freundlichem Zuschuss durch öffentliche Gelder und Spenden, offenbar den Neubau eines beachtlichen Moscheegebäudes. Diese Einrichtung, so lässt die auf dem Spendenaufruf abgedruckte Sure 9/18 verlauten, besucht ausschließlich „wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, das Gebet verrichtet, die Abgabe entrichtet und niemanden außer Allah fürchtet“. „Götzendiener“ (im vorausgestellten Abschnitt der Sure 9/17), sind laut Koran in den Gebetsstätten Allahs unerwünscht und so bleibt der interkulturelle Dialog und die interreligiöse Integration, für die DITIB durch die Stadt Kassel gefördert wird, wohl weiter nur das Feigenblatt für die regressive Agenda bestehend aus radikalem Islam gepaart mit fanatischem Nationalismus.

Das Werbeplakat der DITIB Kassel Stadt

Wer realistischer Weise nicht glaubt, dass die zuständigen Behörden der Stadt noch einlenken und den Bau verhindern, setzt möglicherweise Hoffnungen auf die lokale Linke: Das Baugrundstück im Westring befindet sich im studentisch-links geprägten Teil der Kasseler Nordstadt, deren Bewohner sich wohl zu großen Teilen selbst als antifaschistisch bezeichnen würden. Konsequenter Antifaschismus müsste ein Aufbegehren gegen den Bau eines weiteren Faschisten-Zentrums im Szene-Viertel Nordstadt bedeuten.

Gegen den Ausbau islamistischer Strukturen!

Das Moscheeprojekt der DITIB in der Nordstadt stoppen!

1 Auch in der bürgerlichen Presse finden sich zahlreiche Artikel, die das Verhältnis zwischen deutschem Moscheeverein und türkischem Staat dargelegt haben. Vgl. bspw.: https://www.deutschlandfunk.de/ditib-ankaras-einfluss-auf-deutschen-moscheeverband.724.de.html?dram:article_id=409350

2 Eine ausführliche ideologische Einordnung der DITIB findet sich in unserer Broschüre „Niemand kann auf Dauer eine Maske tragen“, S.20ff. https://raccoonsantifa.noblogs.org/files/2019/04/akr_brosch%C3%BCre.pdf

3 Ausführlich zu den Mobilmachungen gegen Afrin 2018 und Rojava 2019 innerhalb der türkisch-deutschen Community: https://raccoonsantifa.noblogs.org/post/2019/04/15/afrin-ankara-kassel-die-ideologischen-wellen-der-operation-olivenzweig/ (Afrin 2018) ; https://raccoonsantifa.noblogs.org/post/2019/10/13/turkische-mobilmachung-gegen-rojava/ (Rojava 2019).

Türkische Mobilmachung gegen Rojava

Erneut führt die Türkei einen Angriffskrieg gegen die Kurdinnen und Kurden in Nordsyrien und schwört die türkische Volksgemeinschaft innerhalb und außerhalb der Türkei auf den heiligen Krieg gegen die Ungläubigen ein, der bereits in den ersten Tagen zivile Opfer, Zerstörung und Vertreibung nach sich gezogen hat.

Das türkische ‘Amt für religiöse Angelegenheiten – Diyanet’ und die ihm untergeordnete deutsche Organisation ‘Diyanet İşleri Türk İslam Birliği’ – besser bekannt als DİTİB – liefern die religiöse Rechtfertigung für den Krieg. Die Religionsbehörde veröffentliche am vergangenen Freitag die deutsche Predigt mit dem Titel „Es ist der Tag der Einheit und der Solidarität“ und gebot, die Eroberungssure ‘al-Fath’ aus dem Koran zu rezitieren.

Diyanet Deutsch Webpräsenz mit Link zur Predigt

In der Diyanet-Predigt finden sich Legitimation für Krieg und Märtyrertod im Namen des Islams und der türkischen Nation: „Aber diejenigen, die es auf unser Land abgesehen haben, dessen jedes Zentimeter mit dem gesegneten Blut unserer Märtyrer bewässert ist, sind dazu verdammt, auch heute zu verlieren, genau wie gestern. Weil wir eine enorme Kraft haben, die uns erfolgreich gegen unsere Feinde macht. Diese Kraft ist unser unerschütterlicher Glaube an Allah, unsere aufrichtige Hingabe an den Islam, unsere Liebe zu unserer Heimat, Flagge und Unabhängigkeit.“

Die gesamte Predigt des Direktoriats für religiöse Angelegenheiten

Diese islamistischen und nationalistischen Inhalte haben den Weg in die Freitagspredigt der über 900 Moscheevereine des deutschen Verbands DİTİB gefunden.

Einige Auszüge aus Kassel

In Kassel hat der Imam der Mattenberger DİTİB-Moschee Semih Öğrünç, der bereits 2016 seine Anhängerschaft auf dem Kasseler Königsplatz zum Martyrertod fürs Vaterland aufgefordert hatte, derweil ein Bittgebet veröffentlicht, in dem er Allahs Hilfe für die Soldaten der derzeitigen Offensive anruft, sich mit der expansionistischen Turanbewegung identifiziert und wünscht, dass die Feinde untergehen werden, zusammen mit dem Ausspruch: „Es lebe die türkische Armee!“.

Doch die Mobilmachung geht weit über die Staatsbehörden und ihre Vertreter hinaus, Organisationen der grauen Wölfe oder islamistischen Bewegungen in der Türkei agitieren in Kassel gleichsam für den Angriffskrieg.

Der Vorsitzende der MHP-Moschee in der Rothenditmolder Straße 19a, Seydi Aktas schickt ein Gebet an die Soldaten in Nordsyrien und ruft Allah an, dass diese Armee seine Armee sei und er dafür sorgen soll, dass sie in ihrem Unterfangen siegreich sein wird.

Aktas’ Parteikollege Ali Dagdemir betet gleichermaßen für den Sieg der türkischen Truppen und legitimiert die Offensive und Vernichtung mit einem Zitat des ‘ewigen Oberwolfs’ Alparslan Türkeş: „Unser Recht ist geboren, diejenigen die sich vornehmen uns umzubringen, auszulöschen.“

Der Imam der islamistischen Grauen Wölfe Abspaltung aus der Moschee in der Bunsenstraße 73a wünscht sich von Allah den schnellen Sieg der türkischen Soldaten, die während ihres Feldzug die Eroberersure des Korans rezitieren würden und beschreibt die Soldaten als Hoffnung der Unterdrückten und Armen.

Die Jugendgruppe der türkischen Faruki Moschee aus der Kasseler Sickingenstraße 6-8 fassen sich kurz und veröffentlichen ein Foto, das vier Soldaten mit Waffen im Anschlag zeigt und das sie mit dem Spruch „Wir stehen zu unserer Armee“ kommentieren.

Wieder einmal wird deutlich, dass die türkeistämmigen Moscheeverbände durchweg Organe des politischen Islams darstellen, die sich nach außen betont tolerant, dialogisch und interkulturell geben, gleichzeitig jedoch in die eigene Community die nationalistische und islamistische Ideologie Erdoğans und der türkischen Volksgemeinschaft predigen.

Da sich die Ideologie lediglich in Nuancen unterscheidet und gegen den Feind des Türkentums mobil gemacht werden soll, rückt man auch in Kassel in den vergangenen Jahren zusammen. Durchweg alle türkisch-islamischen Verbände feiern beispielsweise seit zwei Jahren gemeinsam den Geburtstag des Propheten Mohammed und regelmäßig finden Vernetzungstreffen der Gemeinden statt, wie zuletzt am 27. September in der MHP-Moschee, bei dem Jugendliche von den drei Graue Wölfe Organisationen (ATİB, ATB & ADÜTDF), DİTİB, Millî Görüş und der Faruki Moschee zugegen waren.

Darüber hinaus bleibt immer wieder zu betonen, dass türkisch-faschistische Agitation in Kassel weitestgehend ungestört stattfinden kann und dass Zivilgesellschaft und Stadtpolitik nicht nur nicht gegen genannte Verbände vorgehen, sondern DİTİB mit städtischen Geldern unterstützen und mehreren faschistischen Verbänden im städtischen Rat der Religion oder dem Ausländerbeirat eine Plattform geboten wird.

Dass die SPD zur Europawahl in den DİTİB Gemeinden auf Stimmfang geht oder sich die ‘Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten’ (VVN-BDA) in Kassel allen ernstes gegen Antiislamismus positioniert und den Angriff auf die Graue Wölfe Moschee in der Bunsenstraße verurteilt.

Wie schon im Falle Afrins im Frühjahr 2018 bleibt es für uns dabei: Solidarität mit Rojava heißt türkischen Faschismus zu bekämpfen, ob in Kassel oder anderswo!