Queerfeminismus und Islam – eine feministische Kritik. Vortrag und Diskussion mit Naida Pintul

Artikel vom 28. Oktober 2018

02. November | 19:00 Uhr | Philipp-Scheidemann-Haus

Der Islam ist keine „Rasse“, sondern eine reaktionäre Ideologie und Alltagspraxis. Ein wohlverstandener, materialistischer Feminismus hieße, Partei zu ergreifen für die Frauen und alle anderen, die nicht in die Streichholzschachtelwelt selbsternannter Geschwister passen, denen nicht nur der Islamismus, sondern nahezu der gesamte praktizierte Alltagsislam in aller Unerbittlichkeit nachstellt. Statt dessen hört und liest man, dass Kopftücher empowern, dass Sexismus ein allgemeines Phänomen des überall existierenden Patriachats ist und mit dem Islam selbstverständlich nichts zutun hat. In den letzten Jahren hat sich im gegenwärtig diskursdominierenden Queerfeminismus eine Strömung herausgebildet, der diese Momente einer Ideologie verbreitet, die gesellschaftlich immer mehr Einfluss gewinnt. Wie ist zu erklären, dass Religionskritik und der Kampf um nicht verhandelbare Frauenrechte von einem religions- und kultursensiblen Ansatz, der häufig jede Kritik am Islam als „rassistisch“, „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, „rechtspopulistisch“ oder „rechtsextrem“ diskreditiert, abgelöst wurde? Welche Ideologien haben zum Ausverkauf von Frauenbefreiung im Namen des Feminismus beigetragen? Und wie kann eine grundlegende feministische Kritik des Islam aussehen?
Naida Pintul stellt ihre Positionen vor und zur Diskussion.

Der Vortrag findet im Rahmen der Diskussionsreihe „Politischer Islam – Dialog und Unterwerfung“ in Kooperation mit dem Bündnis gegen Antisemitismus Kassel statt.

Last Night in Sweden – Vortrag und Diskussion mit Martin Stobbe

Artikel vom 11. Oktober 2018

25. Oktober | 19:00 | Philipp-Scheidemann-Haus | Raum 105

Während Schweden auf eine von Innovation und Fortschritt geprägte Geschichte zurückblicken kann, machen sich in einigen Stadtvierteln des Landes zunehmend Erosionserscheinungen bemerkbar, die sich in der Zurückdrängung gesellschaftlicher Kontrolle zugunsten von Islamisierung und Gangherrschaft ausdrücken und im öffentlichen Diskurs unter dem Begriff der „No-Go-Areas“ vermehrt für Diskussionen sorgen.
Martin Stobbe wird diese Entwicklungen historisch wie ideologisch nachzeichnen, um eine Grundlage zum Verständnis einer Bedrohung zu schaffen, die auch für deutsche Verhältnisse von Bedeutung ist.

Last Night in Sweden

Es war eine lange Nacht vom neunten auf den zehnten September in Schweden: Bis zum frühen Morgen wusste keiner, wer die Parlamentswahlen nun eigentlich gewonnen hatte. Am ehesten noch wollte Freude bei den regierenden Sozialdemokraten aufkommen, die zwar Stimmen verloren und das schlechteste Ergebnis seit Menschengedenken erzielt hatten, aber dennoch wie jedes Mal seit 1917 die stärkste Partei blieben – und zwar mit Abstand. Die rechten Schwedendemokraten, der laut einigen Umfragen designierte Gewinner der Wahl, konnten zwar knapp 5% hinzugewinnen, blieben aber als dritte Kraft noch hinter den konservativen Moderaten zurück. Dennoch bleibt ihr Aufstieg von einer rechtsradikalen Splitterpartei, die 2006 noch an der Vierprozenthürde scheiterte und 2010 erstmals mit gut 5% in den Reichstag einzog zu einer breiten Sammlungsbewegung, die nun ihren Erfolg von 2014, als sie knapp 13% der Stimmen erreichte, noch einmal steigern konnte, die bedeutendste Nachricht und der wichtigste Grund für das große internationale Interesse an dieser Wahl. Trotz des nach Umfragen eher knapp ausgefallenen Erfolgs könnten die Schwedendemokraten nach der Wahl, da sich das konservative und linke Lager mit jeweils ca. 40% der Stimmen gegenüber stehen, das Zünglein an der Waage sein und es stellt sich die Frage, ob der „Cordon Sanitaire“ um die Partei aufrecht erhalten werden kann. Aber auch wenn es gelingen sollte, eine (in Schweden übliche Minderheits-) Regierung auf die Beine zu stellen, die von der Rechtsaußenpartei unabhängig ist, ist der Einfluss, den der Erfolg der Schwedendemokraten auf die Politik der beiden größten Parteien des Landes hat, spätestens seit Ende 2015 nicht zu unterschätzen.
Der erste Teil des Vortrags wird die historische Entwicklung Schwedens im letzten sozialdemokratischen Jahrhundert behandeln. Dabei wird im Zentrum der sozialdemokratische Paradigmenwechsel stehen: Der enorme Aufstieg des ländlichen Schwedens zu einer führenden Wirtschaftsnation basierte nicht auf Volksheim-Kitsch, sondern in einer auf wissenschaftlichen, ökonomischen und sozialen Fortschritt setzenden, einer ethnisch, kulturell und vor allem politisch homogenen „starken Gesellschaft“ (Tage Erlander). In den 1970er-Jahren begann der von der Ideologie des Kulturalismus begünstigte Aufstieg Schwedens zur „humanitären Supermacht“. Es wird darum gehen, wie das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren die Entstehung mehrerer, voneinander teils strikt getrennter, Gesellschaften und aller damit verbundenen Probleme in Schweden befördert hat.
Der zweite Teil des Vortrags wird die Radikalisierung des Multikulturalismus zur Diversity-Ideologie zum Thema haben. Es soll gezeigt werden, dass da, wo der Multikulturalismus noch die Vorstellung verschiedener Gesellschaften und einer etwaigen Verständigung zwischen ihnen ermöglicht, die Diversity-Ideologie im Endeffekt auf das neoliberale Dogma „There is no such thing as society“ (Margaret Thatcher) hinausläuft. Ihre Erhebung zur Staatsdoktrin erweist sich dabei als besonders effizientes, weil vermeintlich linkes Werkzeug, eine am sozialen Fortschritt und an aktiver Einflussnahme auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens interessierte politische Tradition auszuhebeln und ihre in den Ideen der Aufklärung fußende Weltanschauung zu untergraben.
In die Leerstelle, die die Zurückdrängung der Gesellschaft insbesondere aus den Armutsvierteln hinterlässt, stoßen zunehmend kriminelle Gangs und der radikale Islam. Hinzu kommt eine drastische Abnahme des Gefühls öffentlicher Sicherheit, ausgelöst durch Schusswechsel, Gebrauch von Handgranaten aus dem Jugoslawien-Krieg sowie Riots und das regelmäßige Autoabfackeln. Was in Großbritannien die „Grooming Gangs“ sind, sind in Schweden sexuelle Übergriffe in der Öffentlichkeit. Auch wenn Schweden schon lange keine offiziellen Zahlen zur Herkunft der Täter mehr veröffentlicht, berichtete der öffentlich-rechtliche Fernsehsender SVT unlängst [1], dass 58% der wegen Vergewaltigung oder versuchter Vergewaltigung verurteilten Täter nicht in Schweden geboren waren (sondern größtenteils in Nordafrika oder dem Nahen Osten) – in Schweden geborene Täter mit Migrationshintergrund noch nicht inbegriffen. Bei solchen Taten in der Öffentlichkeit, bei denen sich Täter und Opfer nicht kannten, waren es sogar 80%, von denen wiederum ein erheblicher Teil erst vor kurzem nach Schweden eingereist war.
Vor diesem Hintergrund gilt es zu diskutieren, was das Beispiel Schweden für Deutschland bedeutet und welche Drohung darin enthalten ist, wenn führende linke Kolumnisten wie Jakob Augstein schon einmal verkünden: „Wenn der Preis für unseren Sozialstaat die Toten im Mittelmeer sind, ist er es nicht wert.“[2]

1) Von den sogenannten seriösen deutschsprachigen Medien wurde die Meldung ignoriert. Für eine englissprachige Quelle siehe z.B. bbc.com vom 22.08.2018. Sweden rape: Most convicted attackers foreign-born, says TV.
2) Ein deutscher Traum. Spiegel Online vom 09.07.2018.

Martin Stobbe ist Autor bei der Zeitschrift Bahamas und lebt in Wien.

StuPa Kassel sabotiert kritische Veranstaltungsreihe!

Artikel vom 19. Juli 2017

Am 14.06.17 wurde durch das Studierendenparlament der Universität Kassel ein Antrag des Rechnungsprüfungsausschuss zum Abbruch der Finanzierung der Veranstaltungsreihe „Reaktionäre Ideologien im fortschrittlichen Gewand“, organisiert durch die „Stelle für Antidiskriminierung und offene Gesellschaft“ des AStA in Kooperation mit dem BgA Kassel und dem Ak: Raccoons, angenommen. Der Rechnungsprüfungsausschuss war beim Koalitionsausschusstreffen am 06.06.17 von Teilen der Unabhängigen Linken Liste (Lili) und der Juso-Hochschulgruppe einberufen worden.
Damit verhinderten die Jusos und Teile der Lili effektiv eine kritische Veranstaltungsreihe, die ihnen schon länger ein Dorn im Auge gewesen war. Ob ihres Unvermögens, überzeugende inhaltliche Argumente zu liefern, entdeckten schließlich ausgerechnet jene, die sich sonst als „locker“ und links begreifen, die strengen deutschen Bürokraten in sich – mit Erfolg. Es wurde also eingeleitet, was in etlichen vergleichbaren Situationen seit langer Zeit nicht mehr getan worden war: Der Rechnungsprüfungsausschuss wurde einberufen und stellte fest, dass ab einer Summe von 1000€ für ein einziges „Rechtsgeschäft“ die Beantragung von Anfang an nicht über den AStA, sondern über das StuPa hätte laufen sollen. Hierzu sei angemerkt, dass diese Vorgehensweise schlicht nicht möglich gewesen wäre, da der Referentin, die ihre Stelle schließlich frisch besetzt hatte, nicht ausreichend Zeit geblieben wäre, alle Veranstaltungen gebündelt im Stupa einzureichen. Die ersten Veranstaltungen liefen stattdessen bereits, als weitere noch angefragt und organisiert wurden. Faktisch ist also von vielen Einzelveranstaltungen über einen längeren Zeitraum zu sprechen, von denen keine allein 1000€ beanspruchte.
Weiterhin wurde moniert, dass durch die „Stelle für Antidiskriminierung und offene Gesellschaft“ bereits zur ersten Amtszeit des Jahres 1470€ ausgegeben worden waren, bei einem Jahresbudget von 2000€, was bedeute, dass eine mögliche Nachbesetzung der Stelle weniger Geld zur Verfügung hätte. Zu diesem Punkt sei angemerkt, dass das StuPa mehrere Möglichkeiten gehabt hätte, an dieser Stelle eine Lösung zu finden, wenn nur der Wille dazu dagewesen wäre. Wie Anwesende auch vor der Abstimmung zu bedenken gaben, war es bei vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit nie ein Problem gewesen, überschüssiges Geld aus anderen Töpfen zu verwenden, im vorliegenden Fall hätte sich z.B. der Topf für „Hochschulpolitische Veranstaltungen“, der im Jahr 2016 kaum über die Hälfte ausgeschöpft wurde, angeboten. Auch wurde in der Vergangenheit nie interveniert, wenn der AStA Geld aus ausgeschöpften Töpfen buchte, um anschließend beim Stupa einen Nachtragshaushalts-Antrag zu stellen.
Zu allem Überfluss vergaßen derweil Antragsteller und StuPa kurzerhand doch ihren eigenen höchst bürokratisch-korrekten Anspruch, als festgestellt wurde, dass der Antrag mehrere Fehler aufwies. Während das Stupa ansonsten auch schon die Aufnahme von Anträgen aufgrund bloß kleiner Formfehler verweigert hatte, drückte man dieses Mal, unter Zustimmung der Präsidentin selbst, ein Auge zu und ignorierte geflissentlich die Mängel.
In Anbetracht der doppelten Standards und unter Berücksichtigung des inhaltlichen Unbehagens vieler Vertreter vor allem der Jusos und Lili im Vorfeld, drängt sich der Verdacht auf, dass hier ganz bewusst eine kritische Veranstaltungsreihe, der man argumentativ nicht beikam, sabotiert wurde. So findet sich sogar im Protokoll des eingangs erwähnten Koalitionsausschusstreffens der Hinweis, dass eine inhaltliche Diskussion vermieden werden und rein förmlich argumentiert werden solle.
Nicht nur angesichts des großen Interesses in der Studierendenschaft, die Teilnehmerzahlen bewegten sich je nach Veranstaltung zwischen 35 und 55 Personen, stellt die Entscheidung des Stupas einen Skandal dar. Auch vor dem Hintergrund der links-dominierten Zusammensetzung des Parlamentes ist das Vorgehen bezeichnend. Menschen, die sich ansonsten gerne „emanzipatorisch“ und „fortschrittlich“ geben, wehrten ausgerechnet eine Veranstaltungsreihe ab, die sich mit „unbeqemen“ Themen, wie dem Islam und reaktionärer linker Praxis befasst, und verweigerten sich der Reflexion. Sie gaben damit selbst ein Beispiel für eben das ab, was Gegenstand der Reihe sein sollte.

Referat für Antidiskriminierung und offene Gesellschaft
Ak: Raccoons – Kommunistische Gruppe
Bündnis gegen Antisemitismus Kassel

Vortragsreihe „Reaktionäre Ideologien im fortschrittlichen Gewand“

Artikel vom 04. Mai 2017

Gemeinsam mit dem Referat für Antidiskriminierung und offene Gesellschaft des AStA und dem Bündnis gegen Antisemitismus Kassel organisieren wir in den kommenden Wochen die Veranstaltungsreihe „Reaktionäre Ideologien im fortschrittlichen Gewand“. Wir werden diesen Beitrag um die übrigen Veranstaltungen erweitern, sobald die Termine feststehen.

1. Veranstaltung: Patsy l’Amour laLove
11.05.17 | 18:00 Uhr | Universität Kassel, Arnold-Bode-Str. 8, Raum 0113/0114

„Beissreflexe – Kritik an queerem Aktivismus, autoritären Sehnsüchten und Sprechverboten“ – Vortrag und Buchvorstellung

Patsy l’Amour laLove stellt mit einem Vortrag ihr Buch „Beissreflexe – Kritik an queerem Aktivismus, autoritären Sehnsüchten und Sprechverboten“ vor: Queer steht für eine selbstbewusst perverse Entgegnung auf den heterosexuellen Wahnsinn und die Feindseligkeit gegen das Anderssein. Im queeren Aktivismus aber hat eine Verschiebung der Perspektive sattgefunden. Er operiert häufig mit Konzepten wie „Critical Whiteness“, „Homonormativität“ und „kulturelle Aneignung“. Ein Kampfbegriff lautet „Privilegien“ und wittert hinter jedem gesellschaftlichen Fortschritt den Verrat emanzipatorischer Ideale. Oft erweckt dieser Aktivismus den Anschein einer dogmatischen Polit-Sekte. Das Ziel ist nicht selten die Zerstörung des sozialen Lebens der Angegriffenen. In dem Sammelband widmen sich 27 Autor_innen dieser Form von queerem Aktivismus und ihren theoretischen Hintergründen aus einer Perspektive, die an die teilweise vergessene oder abgewehrte selbstbewusste Entgegnung von Queer anschließt.

Patsy l‘Amour laLove, Geschlechterforscherin und Polit-Tunte aus Berlin, promoviert zur Schwulenbewegung der 1970er Jahre und arbeit als Kuratorin sowie im Archiv Schwulen Museum* Berlin.

2. Veranstaltung: Sama Maani
01.06.17 | 18:00 Uhr | Universität Kassel, Arnold-Bode-Str. 2, Raum 0404

„Warum wir über den Islam nicht reden können“ – Vortrag und Diskussion

Sama Maani wird aus seinem Buch „Respektverweigerung, Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten – und die eigene auch nicht“ ein Kapitel vorlesen, welches sich der Frage widmet, „Warum wir über den Islam nicht reden können“.
Wie kommt es, dass viele Linke die Ablehnung des Islam als „rassistisch“ wahrnehmen – nicht jedoch die Ablehnung des Christentums? Dass Ressentiments gegen Türken oder Araber „Islamophobie“, Ressentiment gegen christliche Nigerianer jedoch nicht „Christentumophobie“ genannt werden? Warum wurden die Demonstranten des arabischen Frühlings in erster Linie als „Moslems“ bezeichnet, die Demonstranten der Occupy-Bewegung aber nicht als „christlich“? Warum reden wir, wenn wir vorgeben über den Islam zu reden, über alles mögliche andere (Terrorismus, Migration, „Integration“) – nur nicht über den Islam? Und: Was hat unser (Nicht-)Reden über den Islam mit unserer eigenen Beziehung zur Religion zu tun?

Sama Maani stammt aus Wien und ist Schriftsteller und Psychoanalytiker. Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen in deutschsprachigen und iranischen (Literatur-)Zeitschriften und Anthologien, bei Drava erschienen neben „Respektverweigerung“ zuletzt „Ungläubig“ und „Der Heiligenscheinorgasmus“.

3. Veranstaltung: Sigrid Herrmann-Marschall
08.06.17 | 18:00 Uhr | Universität Kassel, Arnold-Bode-Str. 2, Raum 0404

Lokale islamistische Szene. Ideologie, Strukturen,Verflechtungen

In ihrem Vortrag wird Sigrid Herrmann-Marschall zunächst das Phänomen „Islamismus“ behandeln und dabei sowohl seine theoretischen Grundlagen darlegen, als auch seine Besonderheit als totalitäre Ideologie begründen. Dabei wird auch ein besonderes Augenmerk auf den legalistischen Islamismus gelegt, der die Hauptstrategie der meisten in Deutschland ansässigen islamistischen Organisationen darstellt, die zwar in ihren Zielen nicht weniger gefährlich sind, diese aber hauptsächlich durch Politik und Lobbyarbeit verfolgen.
Schließlich wird Frau Herrmann-Marschall auf die konkreten islamistischen Strukturen in Kassel und Hessen und deren Verbindungen eingehen.

Sigrid Herrmann-Marschall ist unabhängige Sekten- und Islamismus-Expertin und betreibt den Blog vunv1863.wordpress.com, auf dem sie Artikel und Recherchen hauptsächlich zu islamistischen Strukturen in Hessen veröffentlicht.

4. Veranstaltung: Nina Scholz
15.06.17 | 18:00 Uhr | Falkenraum, Weserstraße 17, Kassel
Symbole der Ungleichstellung – Kopftuch und Islamismus

Die Wiener Politikwissenschaftlerin und Autorin Nina Scholz wird über die Ideologie hinter der Verschleierung von Mädchen und Frauen sprechen, über die Kategorien Freiwilligkeit und Zwang und über Relativierung und Verharmlosung eines religiösen Zeichens, das von Islamisten zu einem Markenzeichen des Islamismus auserkoren wurde.
Überall dort, wo dezidiert islamisch-religiöse Kräfte an die Macht gelangen oder über Rückhalt in der Bevölkerung verfügen, werden Mädchen und Frauen zur Verschleierung angehalten oder gezwungen.
Das Kopftuch ist das sichtbarste Zeichen einer Gesellschaftsvorstellung, die sich durch Geschlechtersegregation auszeichnet und Männer und Frauen von Kindheit an hierarchisch voneinander scheidet und die inferiore gesellschaftliche Rolle von Frauen unterstreicht.
Mit dem Vormarsch des Islamismus ist diese Entwicklung auch in Europa angekommen. Nun sind es jedoch nicht nur Männer, die das Kopftuch erzwingen oder für dieses lobbyieren, sondern auch Frauen. Selbstbewusste, sich selbst als „muslimische Feministinnen“ bezeichnende Frauen etwa verkürzen Feminismus auf gleichberechtigte Teilhabe an der von ihnen vertretenen Ideologie und treten mit der feministischen Parole „Frauen ermächtigen!“ für reaktionäre Werte ein. Ähnliches lässt sich zunehmend auch in der rechten Szene bei sogenannten „identitären Feministinnen“ beobachten. Wird der von Letzteren vertretene Gesellschaftsentwurf durchschaut, ist Problembewusstsein gegenüber konservativen islamischen Aktivistinnen kaum vorhanden.
Nina Scholz plädiert für kopftuchfreie Kindergärten und Schulen, weil politische oder religiöse Vorstellungen von der Ungleichstellung der Menschen in diesen nichts verloren haben sollten.

Nina Scholz ist Politikwissenschaftlerin und Autorin und lebt in Wien. Sie forscht und publiziert zu den Themen Nationalsozialismus, Antisemitismus und Islam und Menschenrechte.

5. Veranstaltung: Sören Pünjer
20.06.17 | 18:00 Uhr | Universität Kassel, Arnold-Bode-Str. 2, Raum: 0404

Fifty shades of black and white – Der politisch korrekte Rassismus der Critical Whiteness

Vor allem an Universitäten etablieren sich seit einigen Jahren vorgeblich antirassistische Konzepte, die nach subjektivistischen Kriterien Urteile fällen und Handlungsregeln abzuleiten versuchen: Regelungen, die bestimmte Gesten und Begriffe verbieten, um dafür zu sor­gen, dass nie­mand sich aus­ge­grenzt oder dis­kri­mi­niert fühlt. Dabei geht es nicht um tat­säch­li­che Be­nach­tei­li­gung, son­dern al­lein um ge­fühl­te, die zur Willkür berechtigen soll; sachliche Kritik wiegt nichts, der „Standpunkt“ oder „Sprechort“ hingegen alles. Zur Bestimmung desselben wird dann die naturalistisch verstandene Kultur herangezogen oder die Hautfarbe einer Untersuchung unterzogen. „Critical Whiteness“ nennt sich das autoritäre Konzept, welches angetreten ist, unter linken Vorzeichen wieder die „Rassefrage“ stellen zu können. Anstatt der Basisbanalität zu folgen, dass Menschen als Individuen zu behandeln sind, werden sie aufgrund ihrer Ethnizität und äußeren Erscheinung kategorisiert. In dieser Logik werden Dunkelhäutige quasi zu einem neuen „Revolutionären Subjekt“, nur sie dürfen über Rassismus sprechen oder definieren, was als solcher zu gelten hat. „Weiß“ wird hingegen zum Synonym für Unterdrückung und Diskriminierung. Dabei führt die Theorie der Critical Whiteness mitunter zu skurriler Praxis, wenn beispielsweise am Eingang des „Queer Zinefest Berlin“ Menschen mit Piercings oder Dreadlocks kontrolliert und rassistisch eingeordnet werden – um sie, wenn man sie dann für „zu weiß“ befindet, der „Kulturellen Aneignung“ schuldig sprechen und der Veranstaltung verweisen zu können.

Sören Pünjer, Redakteur der ideologiekritischen Zeitschrift Bahamas, wird über die Wurzeln und Ursachen der Rückkehr des Rassedenkens unter antirassistischen Vorzeichen sprechen.

6. Veranstaltung: Naida Pintul und Lena
[Die Veranstaltung ist leider abgesagt!]
Zur feministischen Kritik an Queerfeminismus und Islam

Der Islam ist keine „Rasse“, sondern eine reaktionäre Ideologie und Alltagspraxis. Ein wohlverstandener, materialistischer Feminismus hieße, Partei zu ergreifen für die Frauen und alle anderen, die nicht in die Streichholzschachtelwelt selbsternannter Geschwister passen – ob sie in islamischen Ländern, den Kleinstkalifaten Europas oder in Flüchtlingsheimen leben – denen nicht nur der Islamismus, sondern nahezu der gesamte praktizierte Alltagsislam in aller Unerbittlichkeit nachstellt. Kommunistische Kritik muss deswegen dem längst allgegenwärtigen fremd- und selbstethnifizierenden ‚Multirassismus‘ (Pohrt) auf den Leib rücken, der ganz besonders in islamischen Milieus und den mit ihnen neidvoll verbundenen Fankreisen verankert ist, wo die Kulturalisierung von Herkunft, Haar- und Augenfarbe – wie es also bekanntlich auch bei rechten Ethnopluralisten und linken Antirassisten gang und gäbe ist – den islamischen Sittenwächtern ganz besonderer Anlass für Sexual- und Moralkontrolle der beschwörten Eigengruppe sind.
Stattdessen gewinnt vielerorts ein Queerfeminismus an Einfluss, der Kopftücher zum empowernden Accessoire verklärt bei gleichzeitiger Fixierung auf ein vermeintlich weißes, altes, katholisches Patriarchat. Der die islamische Misogynie nicht nur verharmlost, sondern auch protegiert.

Naida Pintul und Lena werden diese Zustände einer feministischen Kritik unterziehen.

7. Veranstaltung: Orhan Sat
[Die Veranstaltung ist leider abgesagt!]
Wie heulen Graue Wölfe?

Nach den Wahlen des türkischen Parlaments im Juni des letzten Jahres, deutete sich das Scheitern des Friedensprozesses zwischen der kurdischen Bewegung und dem türkischen Staat bereits an. In der Folge kam es in ganz Deutschland zu Aufmärschen und Aktionen von nationalistischen und faschistischen Kräften gegen eine Fortführung des Prozesses: Im September in Köln (2000 Teilnehmende), in Nürnberg (1500), in Kassel (500) und in Hannover (400). Auf der Kundgebung in Kassel glorifizierte der sprechende Imam den Märtyrertod, in Nürnberg wurden aus dem Umfeld der Organisatoren über das Internet Kurden massiv bedroht. Im Anschluss an die Kundgebung in Hannover wurden kurdische GegendemonstrantInnen von Mitgliedern und Sympathisanten der faschistischen Grauen Wölfe angegriffen. Dabei wurde ein Jugendlicher durch Messerstiche am Hals verletzt und schwebte zeitweise in Lebensgefahr.
Wer sind die Grauen Wölfe, die den extremsten Teil der türkisch-nationalistischen Bewegung bilden? Orhan Sat wird die Ideologie der Grauen Wölfe vorstellen, ihre Strukturen in Deutschland, Europa und der Türkei beleuchten und ihre Rolle auf der Straße mit der offiziellen türkischen Regierungspolitik ins Verhältnis setzen.

Orhan Sat ist Politologe. Er recherchiert, schreibt und referiert zu deutschem und türkischem Nationalismus.

Über die Veranstaltungsreihe:

In dem Aufruf zur Demonstration „MuslimBanAustria – Mein Körper, mein Recht auf Selbstbestimmung“ am 04.02.17 in Wien gegen das geplante Integrationspaket, das ein Verbot der Vollverschleierung und das Kopftuchverbot bei uniformierten Exekutivbeamten, Richtern und Staatsanwälten vorsieht, heißt es: „Viel mehr als nur ein ‚Kopftuchverbot‘! Bei dieser Demonstration geht es nicht nur um das Kopftuchverbot, sondern um Menschen- und Minderheitenrechte, um Antidiskriminierung, um Gleichberechtigung und vor allem um das Selbstbestimmungsrecht der Frau. Es handelt sich hierbei de facto um Berufsverbote ausschließlich für Frauen, die einer religiösen Minderheit angehören. Wieder einmal wollen Männer über Frauen und ihre Körper
bestimmen. Das weisen wir entschieden zurück!“
Doch was ist eigentlich mit Minderheitenrechten, Antidiskriminierung, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung in diesem Kontext gemeint? Gemeint ist nicht die individuelle Freiheit, die man mit den drei letztgenannten Begriffen in Verbindung bringen könnte. Stattdessen werden „kulturelle Freiheit“, die „Freiheit“ kollektiver Ordnung, Regelungen und Gewohnheiten verlangt. Nicht universelle Menschenrechte, sondern islamische Kulturrechte werden gegen das Kopftuchverbot gefordert. Dabei wäre ein Kopftuchverbot eben nicht ein „Berufsverbot ausschließlich für Frauen, die einer religiösen Minderheit angehören“, sondern ein reines Verbot des Tragens eines unterdrückenden religiösen Symbols, das nicht, wie oftmals gerne verklärt wird, ein einfaches, frei
gewähltes Accessoire darstellt. „Nicht immer verbirgt sich ein drohender Vater, Bruder oder Ehemann hinter der Entscheidung für die Verhüllung. Aber immer ein strafender, patriarchaler Gott.“ (Ahmad Mansour) Die Frau wird, indem sie sich durch Verhüllung vor dem Begehren der Männer und die Männer vor der „Sünde der Versuchung“ schützen soll, auf ein Sexualobjekt reduziert und gleichzeitig desexualisiert. Das wirklich diskriminierende, eine Gleichberechtigung ausschließende und die Selbstbestimmung der Frau verwehrende in diesem Kontext ist also das Kopftuch selbst. Doch anstatt die Worte „Mein Körper, mein Recht auf Selbstbestimmung“, „Wieder einmal wollen Männer über Frauen und ihre Körper bestimmen“ sowie Plakate mit der
Aufschrift: „Ich will meine Freiheit“ gegen das islamische Patriarchat zu richten, sind die Adressaten leider die, die zumindest eine Ausdrucksform von eben jenem, die Vollverschleierung, aufheben wollen. Die Forderung nach Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Menschenrechten erscheint somit als Farce und das Einzige, das bleibt, ist die Forderung nach islamischen Kulturrechten, womit sie sich, konträr zum universalistischen Anspruch der Moderne, als reaktionäre Ideologie entlarvt.
An dieser Stelle wäre von westlichen Feministen, welche in Ländern leben, in denen die erkämpfte Stellung der Frau in der Gesellschaft im Vergleich zu anderen, nicht-westlichen, Ländern deutlich besser ist, zu erwarten, dass sie Frauen, die sich von einem islamischen Patriarchat zu befreien versuchen, unterstützen und fortschrittliche Forderungen und einen Kampf um Unabhängigkeit mit eben jenen Frauen zusammen führen. Dass sie Frauen in ihre Kämpfe einbeziehen und mit ihnen gemeinsam gegen die islamische Ideologie, dem mittlerweile auch Frauen, Juden, Homo- und Transsexuelle in westlichen Großstädten ausgesetzt sind, vorgehen. Doch das ist innerhalb weiter Teile der Linken, in der sich die o.g. Feministen bewegen, leider nicht der Fall. Stattdessen werden Frauen, so wie in Wien geschehen, in ihren Forderungen, in eben jenen unterdrückenden Verhältnissen bleiben zu können, begleitet und gefördert, während emanzipierten Frauen muslimischen Hintergrundes, die sich gegen das islamische Patriarchat stellen, wiederum oftmals vorgeworfen wird, sie würden sich der westlichen Kultur „unterwerfen“. Wenn in diesen, die linke Szene dominierenden, „antisexistischen“ und „antirassistischen“ Strömungen Toleranz, Freiheit und Rechte gefordert werden, sind damit leider (meistens) nicht universale Menschenrechte gemeint, die für alle Individuen gelten sollten, sondern die bedingungslose Akzeptanz kultureller Praktiken und Lebensweisen, sofern sie nicht westlicher Provenienz sind, obgleich diese konträr zur ihrem eigenen emanzipatorischen Anspruch stehen, individuelle Freiheiten einschränken oder gar Menschen diskriminieren. Universale Rechte werden dabei als eurozentristisch abgetan und an Stelle dessen ein Partikularismus und Multikulturalismus gefordert, die es ermöglichen sollen, kulturelle Rechte und Einschränkungen unter Artenschutz zu stellen. Frauen, denen man andere Kulturen zuschreibt, bleiben somit die Fortschritte, welche in westlichen Gefilden gemacht werden konnten, verwehrt. Während diese „Linken“ versuchen, gegen die Neue Rechte zu kämpfen, fördern sie jedoch gerade
durch diese Zuschreibungen die ethnopluralistischen Vorstellungen eben jener. Denn wie auch beim Ethnopluralismus werden in diesen Kreisen Menschen nicht als Individuen erfasst, sondern Individuen auf naturalisierende und kollektivistische Weise unter Kulturen subsumiert. So wird suggeriert, dass Individuen sich nicht von ihren Kollektiven lösen könnten, und verlangt, dass sie auch in diesen verbleiben. Auf diese Weise werden Individuen entwertet und nur als Teile einer Kultur erfasst, womit das Differenzieren zwischen Kollektiven und Individuen nicht mehr stattfindet, weshalb jede Kritik an ersteren als rassistisch wahrgenommen wird. Eine Behauptung, die nur innerhalb der eigenen kollektivistischen und damit letztlich selbst rassistischen Denkweise aufrecht erhalten werden kann.
Die Erwähnung von Gleichberechtigung, Respekt und Toleranz in diesen antirassistischen und antisexistischen Kreisen der linken Szene findet nur noch in Bezug auf die Erhaltung, dem Individuum übergeordneter, kollektiv-artiger Kulturen statt. Die Zwänge dieser Kulturen werden dabei unsichtbar und die Freiheit und Emanzipation aller Individuen weltweit unmöglich gemacht. Um jedoch gerade dieser antiemanzipatorischen Entwicklung etwas entgegenzusetzen, müssen eben jene Ideologien im fortschrittlichen Gewand dechiffriert werden.
Dies soll Ziel der Veranstaltungsreihe sein. Themen wie Antisemitismus, Multikulturalismus und Kulturrelativismus, Antirassismus, Critical Whiteness, Religionsfreiheit, Alltagsislam und Islamismus, Frauen im und feministische Kritik am Islam und türkischer Nationalismus sollen in ihren aktuellen Zuständen dargestellt, analysiert und diskutiert werden.

Veranstaltungsreihe: Antisemitismus hat viele Gesichter – Aspekte eines gesellschaftlichen Wahns

Artikel vom 28. September 2016

Sprüche wie „Juden raus!“, „Jude, Jude feiges Schwein, komm herunter kämpf‘ allein!“ „Judenpack!“, usw. rufen in der Gesellschaft Abscheu und Widerspruch hervor. Mit Personen, die sich so äußern, will man nichts zu tun haben. Offener und unvermittelter Judenhass wird vor allem in rechtsextremen Kreisen und bei Islamisten artikuliert. Diese sind zwar gesellschaftlich isoliert, deswegen aber nicht harmlos. Äußern sich Personen in etablierten Parteien und Verbänden in dieser Weise, folgt meistens der Rausschmiss. Ist damit alles gut? Wir denken das nicht. Nach 1945 ist offen artikulierter Antisemitismus zwar gesellschaftlich geächtet, aber deswegen nicht verschwunden.

Umfragen belegen bis heute, dass viele Bürgerinnen und Bürger Aversionen gegen Juden hegen. Antisemitische Vorurteile existieren in abgewandelter Form weiter und strukturell dem Antisemitismus entsprechende Ideologeme finden sich in allen politischen Zusammenhängen, nicht zuletzt häufig auch in linken. Insbesondere das Thema Israel führt oft zu irrationalen und wirklichkeitsfremden Meinungsbildern und ruft Emotionen hervor. Nicht selten artikuliert sich in diesem Zusammenhang auch eine, das individuelle Urteilsvermögen lahmlegende leidenschaftliche Wut. Die Wut und der Hass auf Israel sind Ausdruck des sekundären Antisemitismus und nehmen heute eine gesellschaftlich weitgehend akzeptierte Stellvertreterfunktion des einst in Deutschland als Staatsräson geltenden und die gesellschaftlichen Bereiche durchdrungen habenden Antisemitismus ein.

Mit unserer Ringvorlesung wollen wir die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Antisemitismus zur Sprache bringen und diskutieren. Wir können und wollen keine Credits für den Weg zur Erlangung eines akademischen Abschlusses vergeben, sondern das kritische Denkvermögen, das Interesse zur Reflexion und die Lust zum Widerspruch anregen. Wir möchten so dazu beitragen, dem Antisemitismus, der „Negativen Leitidee der Moderne“ (Samuel Salzborn), besser entgegen treten zu können.

Unsere Veranstaltungsreihe wurde durch großzügige Unterstützung des AStA der Uni Kassel möglich.

Die Veranstaltungsreihe wird zusammen mit dem AK Antisemitismus an der Uni Kassel, dem BgA Kassel, dem Infoladen an der Halitstraße und der Unabhängigen Linken Liste Kassel LiLi organisiert.

Sie findet im Rahmen der diesjährigen Aktionswochen gegen Antisemitismus der Amadeu-Antonio-Stiftung statt.

14.10. Tagesseminar – Mideast Freedom Forum: Die Israelische Demokratie und der Nahostkonflikt; Infoladen, Holländische Str. 88, Kassel, Beginn 11.00 Uhr

Der Fokus des Seminars liegt darauf, Israel als demokratischen Staat vorzustellen, dessen jüdisch-nationale Gründungsbewegung – der Zionismus – wie andere nationale Bewegungen im 19. Jahrhundert entstanden ist und nach der Shoah in eine Staatsgründung mündete. In diesem Kontext wird auf den Konflikt mit den Palästinensern und den arabischen Staaten eingegangen und es werden dessen wichtigste Stationen (Unabhängigkeitskrieg 1948, Sechstagekrieg 1967, Intifadas und Osloer Friedensprozess) beleuchtet.

Zu dieser Veranstaltung ist eine Anmeldung per Email erforderlich: BgA_Kassel[at]gmx.de

21.10. Stephan Grigat: Antisemitismus – Zur Kritik einer Weltanschauung; Uni Kassel Holländischer Platz, Nora Platiel Straße 5, Raum 1108, Beginn 18.30 Uhr

Die Wurzeln des Antisemitismus reichen sowohl bis in die frühchristliche und mittelalterliche als auch islamische Judenfeindschaft zurück. Der moderne Antisemitismus unterscheidet sich jedoch von der klassischen Judenfeindschaft. Wie hängt die gesellschaftliche Verfasstheit der Moderne mit dem auch als Wahn zu erklärenden Antisemitismus zusammen und worin unterscheidet sich Antisemitismus vom Rassismus und anderen Vorurteilen und Denkmodellen der Diskriminierung? In der Veranstaltung soll es darum gehen, Kontroversen um den Begriff aufzuzeigen und aktuelle Deutungsversuche des Antisemitismus zur Debatte zu stellen.

26.10. Marius Mocker: „Antisemiten aller Länder…“ – der Hass auf Israel als Schnittpunkt von linkem und gesamtgesellschaftlichem Antisemitismus in Europa; Uni Kassel Holländischer Platz, Nora Platiel Straße 5, Raum 1108, Beginn 20.00 Uhr

Mit der Mobilisierung gegen angebliche israelische Kriegsverbrechen erreichte die zumindest operative Zusammenarbeit zwischen linken und islamistischen Antisemiten hierzulande einen ihrer Höhepunkte in den letzten Jahren. Warum Träger von irrationalen Ressentiments jeder Ausformung im Hass auf Israel immer einen gemeinsamen Nenner finden werden und welche Rolle dabei die diversen Fraktionen innerhalb der deutschen und europäischen Linke spielen, darüber soll diskutiert werden.

02.11. Martin Kloke: Zwischen Scham und Wahn: Bilder Israels in der deutschen Öffentlichkeit; Uni Kassel Holländischer Platz, Nora Platiel Straße 5, Raum 1108, Beginn 20.00 Uhr

Wie kein Land der Welt sorgt Israel für Leidenschaften in der politischen Auseinandersetzung. Weniger Beachtung in den gesellschaftlichen Debatten findet eine scheinbar positive Identifikation mit Israel in einigen neurechten, identitären, aber auch christlich-fundamentalistischen Milieus: Wie ist der Zusammenhang von Hass und Überidentifikation zu verstehen und warum wird gerade Israel so oft zum Objekt von Obsessionen?

11.11. Anna-Lena Rackwitz: Antiamerikanismus als Weltanschauung; Veranstaltungsort: Uni Kassel Holländischer Platz, Nora Platiel Straße 5, Raum 1108, Beginn 20.00 Uhr

Die Aversionen gegen Amerika sind ein entscheidendes ideologisches Bindeglied in den Querfronten. Bei Antiimperialisten, Friedensbewegten, Linksparteipolitikern und bei Anhängern diverser Verschwörungstheorien sowie bei Protagonisten der AfD und Pegida-Aktivisten als auch bei klassischen Nazis steht Amerika als ein halluziniertes Gegen-Europa oder wird als Antipode zu Deutschland angesehen. Wie wenig einerseits dieses Bild mit den konkreten Zuständen in den USA zu tun hat und warum gerade die USA diese Rolle in den emotional besetzten Weltanschauungen spielen, soll auf der Veranstaltung diskutiert werden.

16.11. Thomas Maul: Der Zusammenhang von Gesetz, Erlösung und Antisemitismus im Christentum. Veranstaltungsort: Uni Kassel Holländischer Platz, Nora Platiel Straße 5, Raum 1108, Beginn 20.00 Uhr

Stünden die Christen derart im Bann des Selbstopfers, als sie sich dessen jüdisch-messianischen Sinns sowie der Dialektik von Urchristentum und Kirche mit Blick auf die Notwendigkeit rechtlicher Vermittlung in einer unerlösten Welt endlich bewusst würden, es gäbe keinen christlichen Antisemitismus mehr, es wäre das Christentum überhaupt erst bei sich selbst.

30.11. Felix Riedel: Der islamische Antisemitismus. Über die Geschichtsmächtigkeit und Folgen der Enttäuschung eines erfolglosen Missionars. Veranstaltungsort: Uni Kassel Holländischer Platz, Nora Platiel Straße 5, Raum 1108, Beginn 20.00 Uhr

Im Koran findet man Lob und Bewunderung für die jüdischen Religionsgründer. Vor allem mit dem Zauberer Moses identifiziert sich der Prophet Mohammed. Wie beim Protestantismus überdecken jedoch rasch Enttäuschung des erfolglosen Missionars und Verschwörungsangst die Sympathie. Der Unterwerfung, Vernichtung und Vertreibung der jüdischen Stämme aus Mekka und Medina folgen Ghettoisierung und Diskriminierung in der islamischen Welt. Im 20. Jahrhundert entsteht das bis heute wirksame explosive Konglomerat aus traditionellem Chauvinismus, sekundärem Antisemitismus und Verschwörungstheorien.

14.12. Jan Rathje: No World Order – Wie antisemitische Verschwörungsmythen die Welt verklären. Veranstaltungsort: Uni Kassel Holländischer Platz, Nora Platiel Straße 5, Raum 1108, Beginn 20.00 Uhr

Verschwörungserzählungen begleiten auch die aktuellen Krisen. „Lügenpresse“ und „Volksverräter“ sind die einschlägigen Begriffe, denen man auf Demonstrationen nicht nur rechtsextremer Bewegungen, in „alternativen“ Medien und den Sozialen Netzwerken begegnet. Die Anhängerinnen und Anhänger von Verschwörungsideologien und –mythen machen auf diese Weise deutlich, dass es sich bei den zugrundeliegenden Erzählungen eben nicht ausschließlich um Unterhaltung handelt, sondern ihnen der Wunsch nach der Vernichtung von Widersprüchen innewohnt. Funktionen und Ursachen von Verschwörungsideologien sowie gesellschaftliche Probleme, die aus ihnen erwachsen, sollen der Diskussion gestellt werden.

18.01. Laura Luise Hammel: „Wer seit hundert Jahren die Fäden zieht“ – Antisemitische Verschwörungstheorien in Protestbewegungen am Beispiel der Mahnwachen für den Frieden; Uni Kassel Holländischer Platz, Nora Platiel Straße 5, Raum 1108, Beginn 20.00 Uhr

Anfang 2014 sorgte auf deutschen Marktplätzen und Online-Plattformen eine neue Protestbewegung für Aufsehen. Mit ihrem Leitthema der Forderung nach „Frieden“ befasste sie sich etwa mit politischen und wirtschaftlichen Krisen oder der Rolle der Medien, aber auch eine Vielzahl esoterischer Einflüsse prägten die wöchentlichen Treffen der neuen Bewegung. Kritiker werfen den Mahnwachen eine Offenheit für Verschwörungsmythologie und Antisemitismus sowie die Bildung einer neurechten Querfront vor. Wie entstand die Bewegung? Wer waren ihre Protagonisten und was trieb die Anhänger an?

01.02. Merle Stöver: Korrespondenzen antisemitischer Ideologie mit feministischer Theorie und Praxis. Veranstaltungsort: Uni Kassel Holländischer Platz, Raum und Zeitpunkt wird in Kürze bekannt gegeben.

Feminismus stellt eine gesellschaftliche Notwendigkeit dar und muss immer Teil einer Gesellschaftsanalyse- und Kritik sein. Doch mit Blick auf gesellschaftliche Missstände, sehen wir das Fortleben antisemitischer Ideologie, die weder vor linken Kontexten noch vor feministischen Gruppierungen und ihren Gesellschaftstheorien Halt macht. Daher gilt es zu untersuchen, ob es unter Feminist*innen bzw. im Feminismus Antisemitismus gibt und auf welche Art und Weise sich dieser äußert.