Vortragsreihe „Reaktionäre Ideologien im fortschrittlichen Gewand“

Artikel vom 04. Mai 2017

Gemeinsam mit dem Referat für Antidiskriminierung und offene Gesellschaft des AStA und dem Bündnis gegen Antisemitismus Kassel organisieren wir in den kommenden Wochen die Veranstaltungsreihe „Reaktionäre Ideologien im fortschrittlichen Gewand“. Wir werden diesen Beitrag um die übrigen Veranstaltungen erweitern, sobald die Termine feststehen.

1. Veranstaltung: Patsy l’Amour laLove
11.05.17 | 18:00 Uhr | Universität Kassel, Arnold-Bode-Str. 8, Raum 0113/0114

„Beissreflexe – Kritik an queerem Aktivismus, autoritären Sehnsüchten und Sprechverboten“ – Vortrag und Buchvorstellung

Patsy l’Amour laLove stellt mit einem Vortrag ihr Buch „Beissreflexe – Kritik an queerem Aktivismus, autoritären Sehnsüchten und Sprechverboten“ vor: Queer steht für eine selbstbewusst perverse Entgegnung auf den heterosexuellen Wahnsinn und die Feindseligkeit gegen das Anderssein. Im queeren Aktivismus aber hat eine Verschiebung der Perspektive sattgefunden. Er operiert häufig mit Konzepten wie „Critical Whiteness“, „Homonormativität“ und „kulturelle Aneignung“. Ein Kampfbegriff lautet „Privilegien“ und wittert hinter jedem gesellschaftlichen Fortschritt den Verrat emanzipatorischer Ideale. Oft erweckt dieser Aktivismus den Anschein einer dogmatischen Polit-Sekte. Das Ziel ist nicht selten die Zerstörung des sozialen Lebens der Angegriffenen. In dem Sammelband widmen sich 27 Autor_innen dieser Form von queerem Aktivismus und ihren theoretischen Hintergründen aus einer Perspektive, die an die teilweise vergessene oder abgewehrte selbstbewusste Entgegnung von Queer anschließt.

Patsy l‘Amour laLove, Geschlechterforscherin und Polit-Tunte aus Berlin, promoviert zur Schwulenbewegung der 1970er Jahre und arbeit als Kuratorin sowie im Archiv Schwulen Museum* Berlin.

2. Veranstaltung: Sama Maani
01.06.17 | 18:00 Uhr | Universität Kassel, Arnold-Bode-Str. 2, Raum 0404

„Warum wir über den Islam nicht reden können“ – Vortrag und Diskussion

Sama Maani wird aus seinem Buch „Respektverweigerung, Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten – und die eigene auch nicht“ ein Kapitel vorlesen, welches sich der Frage widmet, „Warum wir über den Islam nicht reden können“.
Wie kommt es, dass viele Linke die Ablehnung des Islam als „rassistisch“ wahrnehmen – nicht jedoch die Ablehnung des Christentums? Dass Ressentiments gegen Türken oder Araber „Islamophobie“, Ressentiment gegen christliche Nigerianer jedoch nicht „Christentumophobie“ genannt werden? Warum wurden die Demonstranten des arabischen Frühlings in erster Linie als „Moslems“ bezeichnet, die Demonstranten der Occupy-Bewegung aber nicht als „christlich“? Warum reden wir, wenn wir vorgeben über den Islam zu reden, über alles mögliche andere (Terrorismus, Migration, „Integration“) – nur nicht über den Islam? Und: Was hat unser (Nicht-)Reden über den Islam mit unserer eigenen Beziehung zur Religion zu tun?

Sama Maani stammt aus Wien und ist Schriftsteller und Psychoanalytiker. Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen in deutschsprachigen und iranischen (Literatur-)Zeitschriften und Anthologien, bei Drava erschienen neben „Respektverweigerung“ zuletzt „Ungläubig“ und „Der Heiligenscheinorgasmus“.

3. Veranstaltung: Sigrid Herrmann-Marschall
08.06.17 | 18:00 Uhr | Universität Kassel, Arnold-Bode-Str. 2, Raum 0404

Lokale islamistische Szene. Ideologie, Strukturen,Verflechtungen

In ihrem Vortrag wird Sigrid Herrmann-Marschall zunächst das Phänomen „Islamismus“ behandeln und dabei sowohl seine theoretischen Grundlagen darlegen, als auch seine Besonderheit als totalitäre Ideologie begründen. Dabei wird auch ein besonderes Augenmerk auf den legalistischen Islamismus gelegt, der die Hauptstrategie der meisten in Deutschland ansässigen islamistischen Organisationen darstellt, die zwar in ihren Zielen nicht weniger gefährlich sind, diese aber hauptsächlich durch Politik und Lobbyarbeit verfolgen.
Schließlich wird Frau Herrmann-Marschall auf die konkreten islamistischen Strukturen in Kassel und Hessen und deren Verbindungen eingehen.

Sigrid Herrmann-Marschall ist unabhängige Sekten- und Islamismus-Expertin und betreibt den Blog vunv1863.wordpress.com, auf dem sie Artikel und Recherchen hauptsächlich zu islamistischen Strukturen in Hessen veröffentlicht.

4. Veranstaltung: Nina Scholz
15.06.17 | 18:00 Uhr | Falkenraum, Weserstraße 17, Kassel
Symbole der Ungleichstellung – Kopftuch und Islamismus

Die Wiener Politikwissenschaftlerin und Autorin Nina Scholz wird über die Ideologie hinter der Verschleierung von Mädchen und Frauen sprechen, über die Kategorien Freiwilligkeit und Zwang und über Relativierung und Verharmlosung eines religiösen Zeichens, das von Islamisten zu einem Markenzeichen des Islamismus auserkoren wurde.
Überall dort, wo dezidiert islamisch-religiöse Kräfte an die Macht gelangen oder über Rückhalt in der Bevölkerung verfügen, werden Mädchen und Frauen zur Verschleierung angehalten oder gezwungen.
Das Kopftuch ist das sichtbarste Zeichen einer Gesellschaftsvorstellung, die sich durch Geschlechtersegregation auszeichnet und Männer und Frauen von Kindheit an hierarchisch voneinander scheidet und die inferiore gesellschaftliche Rolle von Frauen unterstreicht.
Mit dem Vormarsch des Islamismus ist diese Entwicklung auch in Europa angekommen. Nun sind es jedoch nicht nur Männer, die das Kopftuch erzwingen oder für dieses lobbyieren, sondern auch Frauen. Selbstbewusste, sich selbst als „muslimische Feministinnen“ bezeichnende Frauen etwa verkürzen Feminismus auf gleichberechtigte Teilhabe an der von ihnen vertretenen Ideologie und treten mit der feministischen Parole „Frauen ermächtigen!“ für reaktionäre Werte ein. Ähnliches lässt sich zunehmend auch in der rechten Szene bei sogenannten „identitären Feministinnen“ beobachten. Wird der von Letzteren vertretene Gesellschaftsentwurf durchschaut, ist Problembewusstsein gegenüber konservativen islamischen Aktivistinnen kaum vorhanden.
Nina Scholz plädiert für kopftuchfreie Kindergärten und Schulen, weil politische oder religiöse Vorstellungen von der Ungleichstellung der Menschen in diesen nichts verloren haben sollten.

Nina Scholz ist Politikwissenschaftlerin und Autorin und lebt in Wien. Sie forscht und publiziert zu den Themen Nationalsozialismus, Antisemitismus und Islam und Menschenrechte.

5. Veranstaltung: Sören Pünjer
20.06.17 | 18:00 Uhr | Universität Kassel, Arnold-Bode-Str. 2, Raum: 0404

Fifty shades of black and white – Der politisch korrekte Rassismus der Critical Whiteness

Vor allem an Universitäten etablieren sich seit einigen Jahren vorgeblich antirassistische Konzepte, die nach subjektivistischen Kriterien Urteile fällen und Handlungsregeln abzuleiten versuchen: Regelungen, die bestimmte Gesten und Begriffe verbieten, um dafür zu sor­gen, dass nie­mand sich aus­ge­grenzt oder dis­kri­mi­niert fühlt. Dabei geht es nicht um tat­säch­li­che Be­nach­tei­li­gung, son­dern al­lein um ge­fühl­te, die zur Willkür berechtigen soll; sachliche Kritik wiegt nichts, der „Standpunkt“ oder „Sprechort“ hingegen alles. Zur Bestimmung desselben wird dann die naturalistisch verstandene Kultur herangezogen oder die Hautfarbe einer Untersuchung unterzogen. „Critical Whiteness“ nennt sich das autoritäre Konzept, welches angetreten ist, unter linken Vorzeichen wieder die „Rassefrage“ stellen zu können. Anstatt der Basisbanalität zu folgen, dass Menschen als Individuen zu behandeln sind, werden sie aufgrund ihrer Ethnizität und äußeren Erscheinung kategorisiert. In dieser Logik werden Dunkelhäutige quasi zu einem neuen „Revolutionären Subjekt“, nur sie dürfen über Rassismus sprechen oder definieren, was als solcher zu gelten hat. „Weiß“ wird hingegen zum Synonym für Unterdrückung und Diskriminierung. Dabei führt die Theorie der Critical Whiteness mitunter zu skurriler Praxis, wenn beispielsweise am Eingang des „Queer Zinefest Berlin“ Menschen mit Piercings oder Dreadlocks kontrolliert und rassistisch eingeordnet werden – um sie, wenn man sie dann für „zu weiß“ befindet, der „Kulturellen Aneignung“ schuldig sprechen und der Veranstaltung verweisen zu können.

Sören Pünjer, Redakteur der ideologiekritischen Zeitschrift Bahamas, wird über die Wurzeln und Ursachen der Rückkehr des Rassedenkens unter antirassistischen Vorzeichen sprechen.

6. Veranstaltung: Naida Pintul und Lena
[Die Veranstaltung ist leider abgesagt!]
Zur feministischen Kritik an Queerfeminismus und Islam

Der Islam ist keine „Rasse“, sondern eine reaktionäre Ideologie und Alltagspraxis. Ein wohlverstandener, materialistischer Feminismus hieße, Partei zu ergreifen für die Frauen und alle anderen, die nicht in die Streichholzschachtelwelt selbsternannter Geschwister passen – ob sie in islamischen Ländern, den Kleinstkalifaten Europas oder in Flüchtlingsheimen leben – denen nicht nur der Islamismus, sondern nahezu der gesamte praktizierte Alltagsislam in aller Unerbittlichkeit nachstellt. Kommunistische Kritik muss deswegen dem längst allgegenwärtigen fremd- und selbstethnifizierenden ‚Multirassismus‘ (Pohrt) auf den Leib rücken, der ganz besonders in islamischen Milieus und den mit ihnen neidvoll verbundenen Fankreisen verankert ist, wo die Kulturalisierung von Herkunft, Haar- und Augenfarbe – wie es also bekanntlich auch bei rechten Ethnopluralisten und linken Antirassisten gang und gäbe ist – den islamischen Sittenwächtern ganz besonderer Anlass für Sexual- und Moralkontrolle der beschwörten Eigengruppe sind.
Stattdessen gewinnt vielerorts ein Queerfeminismus an Einfluss, der Kopftücher zum empowernden Accessoire verklärt bei gleichzeitiger Fixierung auf ein vermeintlich weißes, altes, katholisches Patriarchat. Der die islamische Misogynie nicht nur verharmlost, sondern auch protegiert.

Naida Pintul und Lena werden diese Zustände einer feministischen Kritik unterziehen.

7. Veranstaltung: Orhan Sat
[Die Veranstaltung ist leider abgesagt!]
Wie heulen Graue Wölfe?

Nach den Wahlen des türkischen Parlaments im Juni des letzten Jahres, deutete sich das Scheitern des Friedensprozesses zwischen der kurdischen Bewegung und dem türkischen Staat bereits an. In der Folge kam es in ganz Deutschland zu Aufmärschen und Aktionen von nationalistischen und faschistischen Kräften gegen eine Fortführung des Prozesses: Im September in Köln (2000 Teilnehmende), in Nürnberg (1500), in Kassel (500) und in Hannover (400). Auf der Kundgebung in Kassel glorifizierte der sprechende Imam den Märtyrertod, in Nürnberg wurden aus dem Umfeld der Organisatoren über das Internet Kurden massiv bedroht. Im Anschluss an die Kundgebung in Hannover wurden kurdische GegendemonstrantInnen von Mitgliedern und Sympathisanten der faschistischen Grauen Wölfe angegriffen. Dabei wurde ein Jugendlicher durch Messerstiche am Hals verletzt und schwebte zeitweise in Lebensgefahr.
Wer sind die Grauen Wölfe, die den extremsten Teil der türkisch-nationalistischen Bewegung bilden? Orhan Sat wird die Ideologie der Grauen Wölfe vorstellen, ihre Strukturen in Deutschland, Europa und der Türkei beleuchten und ihre Rolle auf der Straße mit der offiziellen türkischen Regierungspolitik ins Verhältnis setzen.

Orhan Sat ist Politologe. Er recherchiert, schreibt und referiert zu deutschem und türkischem Nationalismus.

Über die Veranstaltungsreihe:

In dem Aufruf zur Demonstration „MuslimBanAustria – Mein Körper, mein Recht auf Selbstbestimmung“ am 04.02.17 in Wien gegen das geplante Integrationspaket, das ein Verbot der Vollverschleierung und das Kopftuchverbot bei uniformierten Exekutivbeamten, Richtern und Staatsanwälten vorsieht, heißt es: „Viel mehr als nur ein ‚Kopftuchverbot‘! Bei dieser Demonstration geht es nicht nur um das Kopftuchverbot, sondern um Menschen- und Minderheitenrechte, um Antidiskriminierung, um Gleichberechtigung und vor allem um das Selbstbestimmungsrecht der Frau. Es handelt sich hierbei de facto um Berufsverbote ausschließlich für Frauen, die einer religiösen Minderheit angehören. Wieder einmal wollen Männer über Frauen und ihre Körper
bestimmen. Das weisen wir entschieden zurück!“
Doch was ist eigentlich mit Minderheitenrechten, Antidiskriminierung, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung in diesem Kontext gemeint? Gemeint ist nicht die individuelle Freiheit, die man mit den drei letztgenannten Begriffen in Verbindung bringen könnte. Stattdessen werden „kulturelle Freiheit“, die „Freiheit“ kollektiver Ordnung, Regelungen und Gewohnheiten verlangt. Nicht universelle Menschenrechte, sondern islamische Kulturrechte werden gegen das Kopftuchverbot gefordert. Dabei wäre ein Kopftuchverbot eben nicht ein „Berufsverbot ausschließlich für Frauen, die einer religiösen Minderheit angehören“, sondern ein reines Verbot des Tragens eines unterdrückenden religiösen Symbols, das nicht, wie oftmals gerne verklärt wird, ein einfaches, frei
gewähltes Accessoire darstellt. „Nicht immer verbirgt sich ein drohender Vater, Bruder oder Ehemann hinter der Entscheidung für die Verhüllung. Aber immer ein strafender, patriarchaler Gott.“ (Ahmad Mansour) Die Frau wird, indem sie sich durch Verhüllung vor dem Begehren der Männer und die Männer vor der „Sünde der Versuchung“ schützen soll, auf ein Sexualobjekt reduziert und gleichzeitig desexualisiert. Das wirklich diskriminierende, eine Gleichberechtigung ausschließende und die Selbstbestimmung der Frau verwehrende in diesem Kontext ist also das Kopftuch selbst. Doch anstatt die Worte „Mein Körper, mein Recht auf Selbstbestimmung“, „Wieder einmal wollen Männer über Frauen und ihre Körper bestimmen“ sowie Plakate mit der
Aufschrift: „Ich will meine Freiheit“ gegen das islamische Patriarchat zu richten, sind die Adressaten leider die, die zumindest eine Ausdrucksform von eben jenem, die Vollverschleierung, aufheben wollen. Die Forderung nach Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Menschenrechten erscheint somit als Farce und das Einzige, das bleibt, ist die Forderung nach islamischen Kulturrechten, womit sie sich, konträr zum universalistischen Anspruch der Moderne, als reaktionäre Ideologie entlarvt.
An dieser Stelle wäre von westlichen Feministen, welche in Ländern leben, in denen die erkämpfte Stellung der Frau in der Gesellschaft im Vergleich zu anderen, nicht-westlichen, Ländern deutlich besser ist, zu erwarten, dass sie Frauen, die sich von einem islamischen Patriarchat zu befreien versuchen, unterstützen und fortschrittliche Forderungen und einen Kampf um Unabhängigkeit mit eben jenen Frauen zusammen führen. Dass sie Frauen in ihre Kämpfe einbeziehen und mit ihnen gemeinsam gegen die islamische Ideologie, dem mittlerweile auch Frauen, Juden, Homo- und Transsexuelle in westlichen Großstädten ausgesetzt sind, vorgehen. Doch das ist innerhalb weiter Teile der Linken, in der sich die o.g. Feministen bewegen, leider nicht der Fall. Stattdessen werden Frauen, so wie in Wien geschehen, in ihren Forderungen, in eben jenen unterdrückenden Verhältnissen bleiben zu können, begleitet und gefördert, während emanzipierten Frauen muslimischen Hintergrundes, die sich gegen das islamische Patriarchat stellen, wiederum oftmals vorgeworfen wird, sie würden sich der westlichen Kultur „unterwerfen“. Wenn in diesen, die linke Szene dominierenden, „antisexistischen“ und „antirassistischen“ Strömungen Toleranz, Freiheit und Rechte gefordert werden, sind damit leider (meistens) nicht universale Menschenrechte gemeint, die für alle Individuen gelten sollten, sondern die bedingungslose Akzeptanz kultureller Praktiken und Lebensweisen, sofern sie nicht westlicher Provenienz sind, obgleich diese konträr zur ihrem eigenen emanzipatorischen Anspruch stehen, individuelle Freiheiten einschränken oder gar Menschen diskriminieren. Universale Rechte werden dabei als eurozentristisch abgetan und an Stelle dessen ein Partikularismus und Multikulturalismus gefordert, die es ermöglichen sollen, kulturelle Rechte und Einschränkungen unter Artenschutz zu stellen. Frauen, denen man andere Kulturen zuschreibt, bleiben somit die Fortschritte, welche in westlichen Gefilden gemacht werden konnten, verwehrt. Während diese „Linken“ versuchen, gegen die Neue Rechte zu kämpfen, fördern sie jedoch gerade
durch diese Zuschreibungen die ethnopluralistischen Vorstellungen eben jener. Denn wie auch beim Ethnopluralismus werden in diesen Kreisen Menschen nicht als Individuen erfasst, sondern Individuen auf naturalisierende und kollektivistische Weise unter Kulturen subsumiert. So wird suggeriert, dass Individuen sich nicht von ihren Kollektiven lösen könnten, und verlangt, dass sie auch in diesen verbleiben. Auf diese Weise werden Individuen entwertet und nur als Teile einer Kultur erfasst, womit das Differenzieren zwischen Kollektiven und Individuen nicht mehr stattfindet, weshalb jede Kritik an ersteren als rassistisch wahrgenommen wird. Eine Behauptung, die nur innerhalb der eigenen kollektivistischen und damit letztlich selbst rassistischen Denkweise aufrecht erhalten werden kann.
Die Erwähnung von Gleichberechtigung, Respekt und Toleranz in diesen antirassistischen und antisexistischen Kreisen der linken Szene findet nur noch in Bezug auf die Erhaltung, dem Individuum übergeordneter, kollektiv-artiger Kulturen statt. Die Zwänge dieser Kulturen werden dabei unsichtbar und die Freiheit und Emanzipation aller Individuen weltweit unmöglich gemacht. Um jedoch gerade dieser antiemanzipatorischen Entwicklung etwas entgegenzusetzen, müssen eben jene Ideologien im fortschrittlichen Gewand dechiffriert werden.
Dies soll Ziel der Veranstaltungsreihe sein. Themen wie Antisemitismus, Multikulturalismus und Kulturrelativismus, Antirassismus, Critical Whiteness, Religionsfreiheit, Alltagsislam und Islamismus, Frauen im und feministische Kritik am Islam und türkischer Nationalismus sollen in ihren aktuellen Zuständen dargestellt, analysiert und diskutiert werden.